Richard Kriesche
Richard Kriesche wurde 1940 in Wien geboren. Von 1958 bis 1963 studierte er an der Akademie für bildende Kunst, Grafikdesign bei Max Melcher und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Von 1963 bis 1967 sowie 1969 bis 1990 unterrichtete er an der Höheren Technischen Bundeslehranstalt in Graz. Von 1967 bis 1968 war er Assistent an der Universität (damals Hochschule) für angewandte Kunst in Wien. Der Gründung des Kunstvereins "pool" (1968-76), für den Richard Kriesche gemeinsam mit Horst Gerhard Haberl und Karl Neubacher die Kunstzeitschrift "pfirsich" herausgab, folgte 1973 die der Mediengalerie "poolerie". 1975 wurde Kriesche künstlerischer und medienpädagogischer Leiter des neu gegründeten AVZ (Audiovisuelles Zentrum) in Graz. 1976 gründete er an der Höheren Technischen Lehranstalt die Abteilung "Audiovisuelle Medien", den ersten schulischen Ausbildungsgang für "Neue Medien" in Österreich. Von 1988 bis 1991 nahm er einen Lehrauftrag an der Technischen Universität Wien wahr. 1991 folgte Kriesche dem Ruf der Hochschule für Gestaltung Offenbach, wo er mit dem Aufbau des Lehrbereichs Theorie und Praxis der elektronischen Bilderzeugung betraut wurde. 1995-96 übernahm er eine Gastprofessur an der École des beaux Arts - Paris. 1996 wurde er stellvertretender Leiter der Wissenschaftsabteilung im Amt der Steiermärkischen Landesregierung, wo er 1998 in die Kulturabteilung wechselte. Von 2003 bis 2005 war Kriesche am Landesmuseum Joanneum Graz tätig.
Der Künstler erhielt 1971-72 Forschungsstipendien des University College London, Slade, 1983-84 ein DAAD-Stipendium für einen einjährigen Arbeitsaufenthalt in Berlin, 1984 für das "Washington Project for the Arts" in Washington, und 1985-86 absolvierte er einen Forschungsaufenthalt ("artist in residence") am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, USA.
Richard Kriesche hat an zahlreichen großen internationalen Ausstellungen teilgenommen, darunter die Documenta 6 (1977) und die Documenta 8 (1987) in Kassel, die Ars Electronica in Linz (1989 und 1994) sowie die 34. (1968), 42. (1986) und 46. (1995) Biennale di Venezia in Venedig, Italien.
Der Künstler ist Träger zahlreicher Auszeichnungen. 1988 erhielt er den Kunstpreis der Stadt Graz, 1995 den Anerkennungspreis des Landes Steiermark für bildende Kunst. Biennale von Venedig, 2006 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, 2010 den Österreichischen Kunstpreis für Medienkunst, 2010 "featured artist" der ars electronica, 2019 das Ehrenzeichen des Landes Steiermark für Wissenschaft, Forschung und Kunst, 2007 wurde ihm das Österreichische Ehrenkreuz für Kunst und Wissenschaft verliehen. Richard Kriesche lebt und arbeitet in Graz.
Kriesche zählt zu den Pionieren der Videokunst in Österreich, wobei sein Schwerpunkt auf der Analyse von Technologien immanenten gesellschaftlichen Machtstrukturen liegt. Kriesche setzt sich mit dem sozialen Kontext von Medien auf kritische Weise auseinander. In seinen Videodemonstrationen, wie "Peeling Off", der Dokumentation seiner Performance "Kunst ist Erstellen von Kunst" (1972), und "Malerei deckt zu Kunst deckt auf" (1977) führte er technische Merkmale des Mediums vor. In "Blackout" (1974), einer Aktion während einer Fernsehdiskussion, versuchte er, durch ein Close-Up der Kamera auf seine schwarze Augenbinde, die Macht des Mediums aufzuzeigen. Seine Kritik am Massenmedium Fernsehen drückt sich auch in Aktionen wie "TV-Tod" (1974/1975/2000) aus, indem er Realität und Medienwirklichkeit einander gegenüberstellt. In den Arbeiten "14 min im Leben von …", (1977) und "Videotherapie" (1979) wird die soziale Komponente seiner Medienarbeiten besonders deutlich. (Monika Vykoukal)
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