aus dem werkblock: self-space
Richard Kriesche
aus dem werkblock: self-space, 2022
Auswertung der gesammelten Daten der mit einer persönlichen Zahl ausgewiesenen Besucher:innen der interaktiven Installation "self-space", 2022, entstanden infolge der Ausstellung "Richard Kriesche. a solo exhibition : a solo presence", Museum der Moderne Salzburg, Mönchsberg, (26.03 - 02.10.2022). Installation, bestehend aus 3 Tableaus: Tableau 1: Holzblatt der wiederverwendeten Tür (ohne Klinke) des Raums für die interaktive Dateninstallation "self-space" der genannten Ausstellung. MDF schwarz matt lackiert, montierter Text aus Klebebuchstaben, weiß matt; Tableau 2: Eingebauter Flatscreen, Spezifikation: Samsung QB24R-B Digital Signage Display, 24 Zoll, 1920 x 1080 Pixel, mit eingebautem Lautsprecher. Video SELF SPACE TURNING POINT gedreht infolge der Installation "self-space", 2022, mit dem Künstler als Protagonisten, Farbe, Ton, 2:57 Min., Konzeption und Regie: Richard Kriesche, Videoaufnahme und Schnitt: Mohatar Amiri, 2022 nach den Vorgaben von Richard Kriesche, Produktion Sammlung Generali Foundation 2022; Tableau 3: Darstellung aller Besucher:innen der Installation "self-space", 2022, auf Basis ihrer personalisierten Datenspuren, schwarz-weiß-Belichtung auf Ilford RC semi matt auf Alu-Dibond; technische Umsetzung: JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH, Graz: DI Herwig Zeiner, DI Dietmar Maurer, Konzeption: Richard Kriesche; jedes Tableau gerahmt in Metallrahmen, Winkelstahl, roh, wachspoliert, je 114,3 x 212,1 x 4 cm
GF0031873.00.0-2023
Werktext
Das Triptychon „self-space“ des Medienkunst-Pioniers Richard Kriesche ist eine Analyse und Reflexion seiner gleichnamigen interaktiven Installation aus dem Jahr 2022. Darin wurden mehr als 4000 Teilnehmer:innen einem unsichtbaren Datafizierungsprozess unterzogen. Die Besucher:innen betraten jeweils einzeln einen abgedunkelten Raum und begaben sich auf die Suche nach dessen Inhalt. Stattdessen trafen sie auf einen Algorithmus, der ihre Bewegungsmuster während dieser Suche im Raum maß – so wie digitale Geräte heute permanent unser Verhalten aufzeichnen und analysieren. Aus den Bewegungsmustern wurden individuelle Hexadezimalzahlen errechnet, die in einem automatisierten Verfahren an die Besucher:innen ausgegeben wurden. Das Triptychon „self-space“ macht die daraus resultierende Datensammlung sichtbar und spiegelt die Bedeutungsebenen der Dateninstallation wider. Eine Rolle spielt dabei der Entstehungszeitpunkt während der Covid-19-Pandemie: Die Notwendigkeit, den Raum als Individuum zu betreten, korrespondierte einerseits mit der sozialen Distanzierung und Isolation der damaligen Zeit, andererseits mit der Schaffung einer individuellen physischen Erfahrung digitaler Datenprozesse. Kriesche versteht das Triptychon als Statement zur „Manifestation eines globalen gesellschaftlichen Turning Points“ – einer Zeitenwende als Folge der Digitalisierung, die alle gesellschaftlichen Bereiche durchdringt. Es vereint exemplarisch drei Ebenen, in denen sich Aspekte der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft widerspiegeln: die Welt des Materiellen (verkörpert durch die wiederverwendete Tür des „self-space“, ein Element des Übergangs zwischen den Räumen), die Welt des Medialen (visualisiert in der Videodokumentation des Datafizierungsprozesses) und die Welt des Digitalen (manifestiert in der massiven Anhäufung von Daten). (Jürgen Tabor)