Adrian Piper
Adrian Piper wurde 1948 in New York, USA geboren. Von 1966 bis 1969 studierte sie dort an der School of Visual Arts, die sie mit Schwerpunkt auf Malerei und Skulptur abschloss (A.A. - Associate in Arts Degree). Von 1970 bis 1974 studierte sie am City College of New York und erlangte (summa cum laude) einen Bachelor of Arts (B.A.). Danach studierte sie an der Harvard University, Cambridge, USA, Philosophie, wo sie 1977 einen Master of Arts (M.A.) erlangte. Nach einem Studienaufenthalt 1977 bis 1978 an der Universität Heidelberg, Deutschland, wo sie Studien zu Immanuel Kant und Georg Wilhelm Friedrich Hegel betrieb, promovierte sie 1981 mit einer Doktorarbeit bei John Rawls an der Harvard University.
Adrian Piper war Professorin für Philosophie am Wellesley College, Massachusetts und an den Universitäten Georgetown, Harvard, Michigan, Stanford und an der University of California, San Diego. Seit 1994 ist Adrian Piper Non-Resident Fellow des New York Institute for the Humanities an der New York University. Von 1998 bis 1999 war sie Stipendiatin am Getty Research Institute. Weitere Forschungsstipendien gewährten ihr unter anderem das Guggenheim, das National Endowment for the Arts (NEA), Andrew Mellon, Woodrow Wilson, IFK und das Wissenschaftskolleg zu Berlin Institute for Advanced Study. Adrian Piper nahm international an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen teil. 2018-2019 widmete Ihr das Museum of Modern Art (MoMA), New York eine große Retrospektive, die von Hammer Museum, Los Angeles übernommen wurde. Die Künstlerin wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter die Skowhegan Medal for Sculptural Installation und der New York Dance & Performance Award („die Bessie“) im Bereich Installation & Neue Medien. 2015 wurde sie bei der Biennale di Venezia, Italien mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. 2018 wurde Piper mit Käthe-Kollwitz-Preis geehrt. 2021 wurde ihr der renommierte Goslarer Kaiserring verliehen und sie wurde in die American Academy of Arts and Letters gewählt. Seit 2005 lebt und arbeitet sie in Berlin, wo sie das 2002 gegründete Adrian-Piper-Forschungsarchiv (APRA) leitet.
Nach Anfängen in der Malerei und der Begegnung mit den Werken und Texten von Sol LeWitt wandte sie sich in den 1960er Jahren der Sprache zu. In einer umfangreichen Serie von Papierarbeiten setzte sie sich in Texten und Zahlenkombinationen mit Raum und Zeit auseinander. Diese konzeptuellen Untersuchungen verband sie in der "Hypothesis"-Serie (1968-70) "mit der Erkundung ihres eigenen Körpers, der gleichfalls als konkretes Objekt betrachtet wurde, das auf sich und auf andere Objekte verwies". Hier dokumentierte sie alltägliche Aktivitäten wie Zeitung lesen und einkaufen. Pipers erste Einzelausstellung "Three Untitled Projects" (1969) war ein Mail-Art-Projekt, das in der Zeitschrift "0 to 9" erschien. Als damals einzige afroamerikanische Künstlerin nahm sie an Ausstellungen wie "Concept Art" (1969) in Leverkusen oder "Information" (1970) im Museum of Modern Art in New York teil. Anfang der 1970er Jahre begann Piper, ihre Kunst in Performances im öffentlichen Raum in nicht-künstlerische Situationen einfließen zu lassen. Als ihr männliches Alter Ego, das "Mythic Being" mimte sie eine schwarze, männliche Selbstdarstellung. Zu dieser Zeit entschloss sie sich, Philosophie zu studieren, weil sie sich nicht mit einer laienhaften Heranziehung von philosophischen Lehren zufriedengeben wollte. Piper spricht Themen wie Xenophobie und die Natur des Selbst direkt an. Sie vermeidet in ihren Werken eine elitäre Kunstsprache und versucht Situationen herzustellen, in denen die BetrachterInnen unmittelbar reagieren können. In ihren berühmten "Funk Lessons" (1982-83) z. B. wurde das Publikum eingeladen, durch das Tanzen zu Funk-Musik die eigenen Stereotypen von Schwarzen zu erkennen. Es fanden mehrere Retrospektiven von Adrian Piper statt, zuletzt 2002 eine von der Generali Foundation organisierte, die auch am Institut d’art Contemporain in Lyon und am Museu d’Arte Contemporani in Barcelona zu sehen war. (Sabine Breitwieser)
mehr lesen weniger lesen