Rainer Ganahl
Rainer Ganahl wurde 1961 in Bludenz, Vorarlberg, Österreich, geboren. Nach dem Abschluss einer Handelsakademie studierte er von 1986 bis 1991 an der Universität (früher Hochschule) für angewandte Kunst in Wien bei Peter Weibel, an der ENSAD in Paris und an der Kunstakademie Düsseldorf bei Nam June Paik. Von 1990 bis 1991 absolvierte er das Independent Study Program am Whitney Museum in New York. Von 2006 bis 2022 war Ganahl Professor für Bildhauerei - Material- und Raumkonzepte unter Einbeziehung der neuen Medien - an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Deutschland. 1991 erhielt er das Vorarlberger Literaturstipendium und 2003 den Internationalen Kunstpreis des Landes Vorarlberg. Seine Arbeiten wurden 1999 im Österreichischen Pavillon und 2007 auf der Biennale di Venezia gezeigt. Rainer Ganahl lebt seit 1990 in New York, USA.
Nach frühen Arbeiten im Bereich der Videoanimation (ab 1987) beschäftigte sich Rainer Ganahl mit Form und Sprache von Computerräumen und Datenbanken. In seinen "windows-, file-catalogue-" und "citY lisT-Serien" (ab 1989) analysiert er Struktur und Hierarchie des Computers in teilweise raumgreifenden Installationen. Die Auseinandersetzung mit postkolonialistischer Theorie führte Ganahl zu einem ab 1994 einsetzenden Werkkomplex (z.B. "Basic Japanese", 1994), der den mühsamen Prozess des Erlernens „exotischer“ Sprachen zum Kunstprojekt macht. Kulturelle Differenz ist auch ein Thema seiner ab 1995 durchgeführten "Imported – Reading Seminars". Die länderspezifische Auswahl von aktuellen theoretischen Büchern und das gemeinsame Erarbeiten dieser Texte in der Gruppe wird mittels Video dokumentiert und präsentiert. Der Bereich der akademischen Ausbildung und Erziehung bildet den Ausgangspunkt für seine Foto-Serie "S/L" ("Seminars/Lectures"). Neben dieser Dokumentation akademischer Persönlichkeiten zeigte er 1997 in der von ihm organisierten Ausstellung "Erziehungskomplex" in der Generali Foundation auch themenbezogene Arbeiten anderer KünstlerInnen. Anlässlich der Biennale di Venezia 1999 präsentierte er im österreichischen Pavillon gemeinsam mit fünf weiteren KünstlerInnen bzw. Teams aktuelle Arbeiten. Die Beschäftigung mit Sprache führte er in Interviewprojekten (z. B. "Basic Canadian") weiter, in denen nach Herkunft, Ausbildung und Klasse differenzierte Benutzer eines Idioms zu sprachlicher Identität befragt werden. Zuletzt arbeitet Ganahl wieder verstärkt im elektronischen Raum – so steht "Das Unbehagen in Österreich" ab 2000 als online-Diskussionsforum zur Verfügung, in dem kulturelle Veränderungen und wiedererstarkte Phänomene wie Rassismus verhandelt werden können. (Hemma Schmutz)
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