Der Ausdruck der Hände

JPG\31\farocki_GF0003425.00_005.jpg
© Sammlung Generali Foundation - Dauerleihgabe am Museum der Moderne Salzburg

Harun Farocki

Der Ausdruck der Hände, 1997

Video, schwarz-weiß und Farbe, Ton, 29 min Regie. Harun Farocki Kamera: Ingo Kratisch Produktion: Harun Farocki Filmproduktion für WDR

GF0003425.00.0-2003

Werktext

Die Hand steht für Berührung – das Kino aber muss alle Sinneswahrnehmungen in Blicke umformen. Die ersten Großaufnahmen der Filmge-schichte richteten sich auf das menschliche Gesicht – die nächsten auf die Hände. Oft sollen die Hände etwas verraten, das der Ausdruck des Gesichts verbergen will – etwa, wenn die Hand ein Glas zerdrückt, ohne dass im Gesicht Erregung abzulesen ist. Obwohl die Hände auch ein Kennzeichen der Person sind, stellt das Kino doch kaum je einen Menschen mit einem Blick auf die Hände vor. Wer und was ein Mensch ist, das liest der Film im Gesicht ab, und dort sucht er auch nach der Seele. Für die Hände bleibt da – das Triebhafte. Die Hände sind wie die kleinen Leute: Man kann sie nicht recht von einander unterscheiden, sie tun ihre Arbeit und verstellen sich nicht groß. Die gefilmte Hand fordert die Phantasie heraus, sie als ein krabbelndes Tierchen aufzufassen. Es gibt ein ganzes Genre, in dem die Hand ihrem Eigner den Dienst aufkündigt und sich selbständig macht. Hat sie sich losgemacht, will sie Hälse würgen und wird zur Strafe gern festgenagelt, auf einem Klavier etwa. Nun zappelt und zuckt sie und findet weniger Mitleid als eine Ratte. (Harun Farocki)

Leihgeschichte
2006 Wien, AT, Österreichisches Filmmuseum