Gustav Metzger
Gustav Metzger wurde 1926 als Sohn orthodoxer Juden polnischer Abstammung in Nürnberg, Deutschland, geboren. Er verlor fast seine gesamte Familie durch die Shoa. Sein älterer Bruder und er selbst konnten 1939 mit Hilfe des Refugee Children Movement vor dem Nazi-Regime und dem Völkermord an den Juden nach England fliehen. Ab 1945 begann Metzger ein Kunststudium zunächst an der Cambridge School of Art und dann am Sir John Cass Institute in Aldgate, London. Es folgten ein Studium der Malerei an der Borough Road Polytechnic (seit 1992 Universität) bis 1953 Studienaufenthalte in Antwerpen, Niederlande, und Paris, Frankreich. Metzger engagierte sich seit Ende der 1950er Jahre aktiv gegen die atomare Aufrüstung und war neben dem Philosophen Bertrand Russel einer der Mitbegründer der Antikriegs-Protestgruppe "Committee of 100". Seit 1948 war er auf zahlreichen großen Ausstellungen vertreten, darunter die documenta 5 im Jahr 1972 und die documenta 13 in Kassel 2012 sowie die Biennale di Venezia in Italien 2004. Im Jahr 2005 widmete die Generali Foundation in Wien dem Künstler die erste umfassende Retrospektive in Österreich und veröffentlichte Auszüge aus seinen Schriften. Gustav Metzger lebte und arbeitete in London, wo er 2017 verstarb.
Gustav Metzger entwickelte ab 1959 ausgehend von den politischen und ökologischen Themen seiner Zeit, wie dem atomaren Wettrüsten und der Umweltzerstörung, das Konzept der „Autodestruktiven Kunst“. In seinem ersten Manifest definierte er diese als eine „Form der öffentlichen Kunst für Industriegesellschaften“, die mittels selbstzerstörerischer Elemente das Vernichtungspotential des 20. Jahrhunderts thematisiert. Im Zentrum vieler seiner Werke und Aktionen stehen daher Auflösungsprozesse, wie das Zerfressen von Leinwänden durch Säure oder das Erodieren von Stahlmonumenten. Mit dem „Destruction in Art Symposion“ organisierte Metzger 1966 in London das zentrale Ereignis der sich rund um das Thema Destruktion formierenden künstlerischen Aktivitäten. Das Flüchtige von Metzgers Werken ist zugleich ein Angriff auf den kapitalistischen Kunstmarkt, da sie sich der Verwertung von Kunst verweigert. Von dieser Haltung zeugt auch seine im Jahr 1974 vorgebrachte Aufforderung, in einen Kunststreik zu treten. Er selbst hat sich lange Zeit vom Kunstbetrieb zurückgezogen. Metzger entwickelte auch das Prinzip einer „Autokreativen Kunst“ und kam früh zur Idee, Computertechnologie künstlerisch einzusetzen. Pete Townshend von „The Who“, bezeichnet ihn als Vorbild für Gitarrenzertrümmerungen auf der Bühne, wie man sie vor allem auch von Jimi Hendrix kennt. Metzgers Experimente mit Flüssigkristallen in Diaprojektionen, die sich durch die Hitze farblich permanent verändern, wurden bei Konzerten namhafter Bands als optische Effekte eingeblendet, um das psychedelische Moment zu unterstreichen. In den 1990er Jahren entstand eine Werkgruppe, die sich direkt mit dem Holocaust und dem medialen Umgang mit humanitären Katastrophen auseinandersetzt, und für die historische Fotografien Metzger als Ausgangsmaterial dienten.
mehr lesen weniger lesen