Sanja Iveković
Sanja Ivekovic wurde 1949 in Zagreb Kroatien (damals Föderative Volksrepublik Jugoslawien), geboren, wo sie von 1968 bis 1971 an der Akademie der Bildenden Künste studierte. Als eine der ersten explizit feministischen Künstlerinnen in Kroatien ist sie Initiatorin und Gründerin zahlreicher politischer Initiativen, darunter das Elektra Women's Art Centre und das Zentrum für Frauenstudien in Zagreb, wo sie seit 1994 unterrichtet. Ihre Arbeiten wurden mehrfach auf Film- und Videofestivals ausgezeichnet, unter anderem in Locarno und Montreal. Im Jahr 2009 erhielt sie den Camera Austria Award der Stadt Graz für zeitgenössische Fotografie. Sie nahm viermal in den Jahren 1987, 2002, 2007 und 2017 an der Documenta 8,11,12 und 13 in Kassel teil. Im Jahr 2011 widmete ihr das Museum of Modern Art (MoMA), New York, USA eine Retrospektive. Sanja Ivekovic lebt und arbeitet in Zagreb.
Die seit Mitte der 1970er Jahre entstandenen Fotomontagen, Videos, Performances und Installationen sind von der kritischen Hinterfragung der Massenmedien und ihrem identitätsstiftenden Potential geprägt. Sich selbst in den öffentlichen Diskurs einschreibend – sei es als mediale Repräsentatorin in Fotografien oder als reale Akteurin in einer performativen Handlung – macht Ivekovic kollektive gesellschaftliche Verhaltenscodes und ihren Ursprung in geschlechtsspezifisch normierten Mustern der Massenmedien sichtbar. In der programmatischen Werkserie "Doppelleben" (1975) stellt Ivekovic dialogisch Werbebildern Portraits aus ihrem privaten Fotoalbum (1953-75) gegenüber, die Parallelitäten in Körperposen und Requisiten aufweisen. Diese Strategie der Konfrontation von gelebter und medialer Realität verfolgt sie auch in den Arbeiten "Tragödie einer Venus" (1975), "Bitteres Leben" (1975) und "Süßes Leben" (1975/76).
Während Ivekovics frühe Videos und Performances Repräsentationen von Weiblichkeit innerhalb einer traditionell patriarchalischen Ordnung reflektieren, sind ihre Arbeiten seit den 1980er Jahren stärker demokratiepolitisch akzentuiert. In ihrem Video "Personal Cuts" (1982) entlarvt sie mediale Bilder als Blickproduktionen der Realität und spielt auf die Konstruktion kollektiver Erinnerung an. Wiederkehrende Themen bei Ivekovics jüngsten Produktionen sind: Das Projekt "Gen XX" (1997-2001) wie auch die Akte "Nada Dimic" (2000-2002), die sich kroatischen Widerstandskämpferinnen gegen den Nationalsozialismus widmen. Am Beispiel der heute in Vergessenheit geratenen Nationalheldinnen des sozialistischen Jugoslawiens zeigt Ivekovic Mechanismen kollektiver Erinnerung und kollektiver Amnesie auf. (Luisa Ziaja)