Le Chef qui a vendu l’Afrique aux colons
Samuel Fosso
Le Chef qui a vendu l’Afrique aux colons, 1997
d'une serie de 'Tati'
Farbfotografie digitaler C-Print, kaschiert auf Dibond 124,5 x 124,5 cm, gerahmt 127,5 x 127,5 x 4,5 cm Auflage: 3/3
GF0031835.00.0-2021
Werktext
In der Sammlung Generali Foundation befindet sich mit Le Chef qui a vendu l’Afrique aux colons [The Chief who Sold Africa to the Colonists], 1997 aus der Serie Tati, 1997 eines der bekanntesten Werke von Samuel Fosso. Es ist Teil einer Serie, die der Künstler für die Tati-Bekleidungsgeschäfte in Paris kreierte. In dieser grellbunten, opulenten Szenerie tritt Fosso als ein fiktiver afrikanischer Herrscher auf, der uns mit stolzem Habitus afrikanische Insignien der Macht und gleichzeitig Symbole des westlichen Luxus präsentiert. Er thront auf einem kolonialen Polsterstuhl, der mit Gepardenfell überzogen ist. Schal und Lendenüberwurf sind im Leoparden-Look gehalten. Neben traditionellen Ketten, Arm- und Beinreifen, die teilweise mit Muscheln besetzt sind, trägt er schweren Goldschmuck und einen Hut aus weichem Fell, der vom kongolesischen Diktator Mobutu inspiriert sein mag. Seine bloßen Füße ruhen auf einem kleinen Teppich zwischen einem Paar roter Herrenschlüpfer und einer schwarzen Tasche, die, beide aus Leder gefertigt, westlicher Mode entsprechen. Die Kulisse bilden Dutch-Wax-Stoffe, die hinsichtlich ihrer Buntheit und Musterung gemeinhin für Exotismus stehen und als typisch afrikanisch identifiziert werden. Tatsächlich wurde die Batiktechnik zu ihrer Herstellung in Indonesien erfunden. Die Niederländer und Briten starteten im 19. Jahrhundert eine Massenproduktion und exportierten die Stoffe nach Westafrika. Erst nach Überwindung kolonialer Besetzung konnten diese Stoffe zu einem wichtigen Ausdruck der afrikanischen Kultur und nationalen Identität werden, wenngleich sie multikulturellen Hintergrunds sind. Die dominierenden Farben grün, gelb und rot korrespondieren mit den Farben der panafrikanischen Bewegung und stehen für den Reichtum der Natur, die Liebe zu Afrika und das in der afrikanischen Geschichte vergossene Blut. Triumphal grinsend hält dieser Herrscher uns einen riesigen Strauß Sonnenblumen entgegen, eine vergängliche Trophäe. Er blickt durch eine weiße Sonnenbrille, die mehr ist als ein extravagantes Accessoire. Fosso spielt in diesem Selbstportrait mit Klischees westlicher Vorstellung von korrupten afrikanischen Herrschern. Der Künstler scheut sich nicht, ein böse satirisches Tableau kritischer Selbstreflexion vor Augen zu führen, in dem er afrikanische Diktatoren anprangert, die zur Erlangung und Erhaltung ihrer Macht und zur persönlichen Bereicherung ihr Land, seine wertvollen Ressourcen und sogar ihre Landsleute an weiße Kolonisatoren verkauften und verrieten und aktive Unterstützer des Sklavenhandels waren. Dieses Selbstportrait erzählt eine Geschichte der Schwarzen und Weißen mit einem schonungslosen Fazit für beide Seiten. (Doris Leutgeb)