Körpernahe Form

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Sammlung Generali Foundation - Dauerleihgabe am Museum der Moderne Salzburg, © Generali Foundation, Foto: Rainer Iglar

Josef Bauer

Körpernahe Form, 1965

Plastik, Beton, 100 x 14 x 14 cm

GF0031539.00.0-2023

Werktext

In Anlehnung an Eugen Gomringer, der als Begründer der „Konkreten Poesie“ gilt und den Begriff 1953 in Analogie zur „Konkreten Kunst“ prägte, entwickelte Bauer ab 1965 amorphe Objekte aus Polyester, die er als „taktile Poesie“ bezeichnete. Eine dieser frühen Arbeiten, „Körpernahe Form“, 1965, befindet sich in der Sammlung Generali Foundation. In seinem Manifest „vom vers zur konstellation“ führt Gomringer seine Überlegungen zum ästhetischen Objekt als Funktionsgegenstand aus. Bauer greift diese Idee auf und lässt Menschen aus seinem Umfeld mit seinen Objekten hantieren. Von diesen performativen Inszenierungen fertigt er Fotoserien an. Die Erweiterung der Skulptur als Interaktion des menschlichen Körpers mit einem skulpturalen Objekt erforschte Josef Bauer noch vor Franz West, der mit seinen Passstücken, einfachen tragbaren Objekten aus Pappmaché und Gips, ab den 1970er Jahren einen ähnlichen Ansatz verfolgte. Für Franz West fungierten seine „Passstücke“ als Prothesen, mit denen er Neurosen sichtbar machen wollte. Bauer erweist sich als Vorläufer und Wegbereiter der von Franz West entwickelten „Passstücke“, von denen sich eine repräsentative Gruppe in der Sammlung GF befindet. (Doris Leutgeb)