Kondensationswürfel
Hans Haacke
Kondensationswürfel, 1963-65
Skulptur, Klares Acrylglas, Wasser, Licht, Luftströmungen, Temperatur (Klima der Ausstellungssituation), 30,4 x 30,4 x 30,4 cm, Edition 7/10, Produktion Hans Haacke 2001
GF0003070.00.0-2001
Werktext
Ich habe etwas Wasser in durchsichtige Plastikbehälter einfacher stereometrischer Formen gefüllt und sie versiegelt. Lichteinfall erwärmt das Innere der Kästen. Da die Innentemperatur immer höher ist als die Temperatur ihrer Umgebung, kondensiert das eingeschlossene Wasser. Ein feiner Tropfenschleier beginnt sich an den In-nenwänden zu bilden. Die Tropfen sind anfangs so klein, dass man sie nur aus der Nähe als einzelne Partikel unterscheiden kann. Sie wachsen von Stunde zu Stunde, mehrere kleine schließen sich in einem größeren zu-sammen. Die Schnelligkeit ihres Wachstums hängt von der Intensität und dem Winkel des Lichteinfalls ab. Auch Luftzug in der Umgebung spielt eine Rolle. Nach Tagesfrist hat sich eine dichte Decke deutlich unterscheidbarer Tropfen gebildet, die alle Licht reflektieren. Bei fortschreitender Kondensation erreichen einzelne Tropfen eine solche Größe, dass ihre Schwere die Adhäsionskräfte überwindet, und sie, eine Spur hinterlassend, von der Wand herablaufen. Diese Spur beginnt erneut zuzuwachsen. Nach Wochen hat sich ein vielfältiges Nebeneinan-der von Laufspuren gebildet, die, ihrem jeweiligen Alter entsprechend, unterschiedliche Tropfengröße haben. Der Kondensationsprozess nimmt kein Ende. Die Verhältnisse sind einem lebendigen Organismus vergleichbar, der flexibel auf seine Umwelt reagiert. Die Konstellation der Tropfen ist nicht genau voraussagbar. In statistischen Grenzen verändert sie sich frei. Ich liebe diese Freiheit. (Hans Haacke)