Anna Oppermann
Anna Oppermann wurde 1940 als Regina Heine in Eutin, Deutschland, geboren. Von 1962 bis 1968 studierte sie an der Hochschule für bildende Künste Hamburg und Philosophie an der Universität Hamburg, Deutschland. 1967 heiratete sie den Hamburger Künstler Wolfgang Oppermann und nahm seinen Nachnamen und den Vornamen Anna als Künstlerinnamen an. Im Jahr 1968 wurde sie Mitglied der CO-OP Künstler:innenkooperative Hamburg. Im Jahr 1986 war sie Mitbegründerin der Künstler:innenkooperative "Galerie Vorsetzen", Hamburg (- 1996). Nach einer Gastdozentur in Hamburg und einer Professur in Wuppertal war sie von 1990 bis 1993 Professorin an der Universität der Künste Berlin (heute: Universität der Künste Berlin). Oppermann hatte seit den 1970er Jahren zahlreiche Einzelausstellungen in Galerien und Museen, u.a. in der Hamburger Kunsthalle, nahm 1977 an der documenta 6 und 1987 an der documenta 8 sowie 1980 an der 39. Biennale di Venezia, Italien und 1984 an der 5. Biennale von Sidney, Australien, teil. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Sie erhielt 1977 den Edwin-Scharff-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg, 1977 den ars-viva-Preis des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft und den Villa-Romana-Preis Florenz, 1980 den Förderpreis Glockengasse, 1981 das Stipendium Cité Internationale des Arts Paris, 1985 den Kunstpreis der Heitland Foundation, Celle und das Barkenhoff-Stipendium mit Aufenthalt in Worpswede. Seit 2012 verleiht die Universität der Künste Berlin jährlich den Anna-Oppermann-Preis für herausragende Leistungen in der künstlerischen Praxis des BA-Studiengangs der Fakultät Bildende Kunst. Anna Oppermann starb 1993 in Celle.
Anna Oppermann entwickelte eine charakteristische Arbeitsweise, in der sie über Jahre hinweg Arrangements aus einer großen Anzahl von Zeichnungen, Fotografien, Bildleinwänden und handschriftlichen Notizen zu raumgreifenden Installationen zusammenfügte, für die sie den Begriff „Ensembles“ prägte. Die Künstlerin verstand, nach eigener Definition, diese keinem normativen Ordnungssystem unterworfenen Werke als Interaktionsangebot. Sie wollte Vermittlerin zwischen den verschiedenen Disziplinen, zwischen Ratio und sinnlicher Wahrnehmung, zwischen Kunst und Wissenschaft, Normalbürger:innen und Außenseiter:innen sein. Die Ensembles kreisen u. a. um Problemfelder, wie zum Beispiel die Rolle als Frau und Künstlerin in den späten 1960er Jahren, das Verhältnis von Normalität und Außenseitertum im Rahmen bestehender gesellschaftlicher Normen, um die Dynamiken zwischenmenschlicher Beziehungen und schließlich den Prozess des Kunstmachens selbst in Relation zu den Mechanismen des Kunstmarkts. Die einzelnen Ensembles entwickelten sich dabei nicht linear, sondern in untereinander vernetzten Episoden und müssen für jede Ausstellung neu aufgebaut und dabei gleichsam neu inszeniert werden. Da Fotografien jeder neuen Installation in den jeweils nächsten Aufbau integriert werden sollen, wachsen die Ensembles auch posthum weiter. Sie sind als in permanenter Veränderung begriffene, offene Konstellationen angelegt. Oppermann ist eine jener Ausnahmepersönlichkeiten im Kunstgeschehen, die im Sinne der Harald Szeemann’schen „Individuellen Mythologien“ in den 1970er Jahren einen neuen Kunstbegriff von Prozessualität und obsessiver Selbstbefragung, gepaart mit präziser Analyse gesellschaftlicher und politischer Befindlichkeiten mitgeprägt haben. Im Jahr 2007 präsentierte die Generali Foundation in Wien gemeinsam mit dem Württembergischen Kunstverein in Stuttgart die erste umfassende Einzelausstellung von Anna Oppermann seit ihrem Tod.
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