Otto Zitko
Otto Zitko wurde 1959 in Linz, Oberösterreich, geboren. Von 1977 bis 1982 studierte er an der Universität (damals Hochschule) für Angewandte Kunst in Wien bei Herbert Tasquil und Peter Weibel. In der Sammlung der Generali Foundation befinden sich zwei frühe Papierarbeiten von Otto Zitko aus den 1980er Jahren. Sie zeigen das für den Künstler typische Zusammenspiel von figurativen und abstrakten Elementen als Erkundung von Fläche und Raum. Spontaneität versus Kontrolle ringen auf eindrückliche Weise miteinander.
Als wichtiger Vertreter der zeitgenössischen Kunst hat Zitko an zahlreichen internationalen Ausstellungen teilgenommen, darunter 1986 an der Aperto und 1999 an der dAPERTutto, 42. und 48. Biennale di Venezia, IT.
Einzelausstellungen widmeten dem Künstler das Museum van Hedendaagse Kunst, Gent, BE, (1984); The Renaissance Society at the University of Chicago (mit Herbert Brandl und Franz West), USA: De Appel, Amsterdam (mit Franz West), NL, und Graphische Sammlung Albertina, Wien, AT, (1988); Secession, Wien, AT, (1990); Kunsthalle Bern, Bern, CH, und der Kunstverein in Hamburg, Hamburg, DE, (1992); Rupertinum, Museum der Moderne, Salzburg, AT, (1999); das Österreichische Kulturforum, Prag, CZ, (2004); Bunkier Sztuki, Gallery of Contemporary Art Krakau, PL, (2006); Museum of Contemporary Art Kiasma, Helsinki, FIN, (2005);
Internationale Bekanntheit erlangte Otto Zitko auch durch seine dreidimensionalen in situ Raumarbeiten, unter anderem im S.M.A.K., Stedelijk Museum voor Actuele Kunst, Gent, BE, (1996); Grand Hyatt, Berlin (1998); Universität und Universitätsklinik, Innsbruck (1999, 2001); MMCA, Macedonian Museum of Contemporary Art, Thessaloniki (2003); Hofstallung, mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Wien, AT, (2011); Universität Wien, AT, (2012); Haus Kapelle, Ostseeinsel Rügen (2017) und für eine Anzahl von Privatsammlungen (2000–2017).
Im Jahr 1996 erhielt Otto Zitko den Otto-Mauer-Preis, 2004 wurde er mit dem Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst ausgezeichnet und 2017 mit dem Kulturpreis des Landes Oberösterreich geehrt. Otto Zikto lebt und arbeitet in Wien.
Zitko ist ein herausragender Maler und Zeichner der zeitgenössischen, österreichischen Kunstszene, der eine unverwechselbare künstlerische Handschrift entwickelt hat. Er steht er in der Tradition jener Künstler:innen, die sich auf die Untersuchung grundlegender Parameter wie Raum, Form und Farbe konzentriert haben. Zitko begann als Maler und isolierte Ende der 1980er die Linie als zentrales Gestaltungselement. In seiner künstlerischen Praxis kombiniert er malerische und zeichnerische Techniken und lässt die Grenzen zwischen den Disziplinen verschwimmen. Er dynamisiert die Linie und setzt ihre pulsierende Kraft in einem scheinbar endlosen Fluss frei, der den Bildraum erobert. Steuert der Künstler die Linie oder verselbständigt sie sich als Spur der Hand des Künstlers in der Tradition der écriture automatique? André Breton, der wichtigste Theoretiker des Surrealismus, beschrieb die „écriture automatique“ als einen Prozess, bei dem das Schreiben dem Denken unzensiert folgt, ohne jegliche Kontrolle durch die Vernunft, ihr gleichsam hinterherläuft. Konzeptionelle Kontrolle und Spontaneität aber sind in Zitkos Werk kein Widerspruch: Der Künstler verdichtet die Linie zu geballten Verflechtungen von Kurven, Zacken, Schleifen, Schlingen, Streifen, Wellen oder Bögen, die stets eine räumlich-körperliche Wirkung entfalten. Virtuos verwebt er figurative und abstrakte Elemente zu interagierenden Formen, die sich gegenseitig verstärken, verstricken oder gar zu verlieren drohen. Er experimentiert mit verschiedenen Techniken und Materialien und führt seine ebenso komplexen wie sorgsam durchdachten Kompositionen monochrom in kräftigen Farben aus. Seine frühen Zeichnungen, die sich auf Papier und Leinwand als Träger beschränken, entwickeln sich im Laufe der Jahre zu großformatigen, überdimensionalen Wandarbeiten, die ausufernd in architektonische Räume eindringen und diese okkupieren. Zitko setzt sich so über Grenzen und Begrenzungen hinweg und nimmt ganze Räume als in situ Gefäße für das unbegrenzte Wachstum seiner Liniengeflechte in Anspruch. (Doris Leutgeb)
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