Ewa Partum
Ewa Partum wurde 1945 in Grodzisk Mazowiecki, in der Nähe von Warschau, Polen, geboren. Sie studierte von 1963 bis 1965 an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Łódź, Polen. 1965-1970 folgte ein Studium der Malerei an der Akademie der Künste in Warschau, das sie 1970 abschloss. Von 1971 bis 1977 arbeitete Partum als Organisatorin und Kuratorin der einflussreichen Mail Art "Adres Gallery" in Łódź. Sie nahm international an zahlreichen Gruppenausstellungen und Filmfestivals teil, darunter 1974 die Prospectiva 74 in São Paulo, Brasilien, 1975 die Ausstellung Mail Art '75 in Buenos Aires, Argentinien, 1991 die Zacheta National Art Gallery in Warschau, Polen, 2008 die Manifesta 7 in Südtirol und Trentino, Italien, 2013 die Frac Lorraine in Metz, Frankreich, und 2007 das Museum of Modern Art (MoCA) in Los Angeles, USA. Im Jahr 2006 widmete ihr das Wyspa Institute of Art eine Retrospektive. Im Jahr 2024 ehrt die Ostdeutsche Galerie, Regensburg, Ewa Partum mit dem Lovis-Corinth-Preis für ihr Lebenswerk und widmet ihr eine Ausstellung. Ewa Partum lebt und arbeitet in Berlin.
In den 1960er Jahren wandte sich Ewa Partum von der Malerei ab und machte ihren eigenen Körper zum Bestandteil des feministischen Diskurses. Ab 1969 trat sie als erste polnische Künstlerin wiederholt nackt in Performances auf, um ein Zeichen für die Gleichberechtigung der Frau in der Kunst zu setzen. Damit wandte sie sich gegen Kritiker, die sich einseitig auf ihre Nacktheit und nicht auf die Botschaft ihrer Kunst konzentrierten. In ihren frühen konzeptuellen Arbeiten der "Aktiven Poesie" kombinierte sie Performances mit poetischen Texten, deren übergroße Buchstaben sie einzeln ausschnitt, in privaten Räumen verstreute und als politische Statements in den öffentlichen Raum trug, wo durch Wind und Wetter getrieben, eine neue, zufällige Kunstsprache entstand. In den 1960er und 1970er Jahren war Partums Werk häufig von der polnischen Zensur betroffen, die den Vertrieb ihrer Publikationen verbot. In den 1970er Jahren arbeitete sie für die "Adres-Galerie" (Łódź, Piotrowska-Straße 86), die seit 1972 am Sitz des Verbands Polnischer Kunstfotografen (ZPAF) bestand. Für Partum wurde die Adres-Galerie zu einem Experimentierfeld auf engstem Raum, in dem sie die Mail Art förderte, die den Austausch von Ideen zwischen Künstlern jenseits institutioneller Strukturen ermöglichte, und wo sie unter anderem Fluxus-Kunst ausstellte. Sie arbeitet auch mit Film. Partums Filme sind mehr als Dokumentationen ihrer poetischen und performativen Arbeit. Sie erkundet das Medium in Anlehnung an das strukturelle Kino der 1960er Jahre. Seit 1971 kreiert sie Formen konzeptueller Poesie "Poems By Ewa" mit Objekten, die sie mit ihren Lippen küsst. Ihre Themen sind feministische Fragen zur weiblichen Identität und Subjektivität, zur Gleichberechtigung der Frau, zum Konzept des öffentlichen und politischen Raums und zur Institutionskritik.
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