Ana Torfs
Ana Torfs wurde 1963 in Mortsel, Belgien, geboren. Sie studierte von 1981 bis 1986 Kommunikationswissenschaften an der Universität Leuven und von 1986 bis 1990 Film und Video an der Sint Lukas University College of Art & Design in Brüssel, Belgien.
Sie hat an zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen teilgenommen, darunter 2017 die 8. Contour Biennale in Mechelen, 2015 das Parasophia International Festival of Contemporary Culture in Kyoto, Japan, 2014 die 1. Internationale Biennale für zeitgenössische Kunst in Cartagena de Indias, Kolumbien, 2013 die Sharjah Biennale, Vereinigte Arabische Emirate, 2012 die Manifesta 9 in Genk, Belgien, 2000 die 2. La Biennale de Montreal, Kanada und 1995 die 3. Lyon Biennale für zeitgenössische Kunst, Frankreich. Zu den internationalen Einzelausstellungen, die ihr gewidmet wurden, gehören 2021 Museo Universitario Arte Contemporáneo (MUAC) Mexico City, Mexiko, 2020 Palais des Beaux-Arts (Bozar), Brüssel, 2014 Pori Art Museum, Finnland, Calouste Gulbenkian Museum in Lissabon, Portugal, Wiels, Centre for Contemporary Arts, Brüssel, 2006 Gesellschaft für Aktuelle Kunst (GAK) Bremen und 2008 Sprengel Museum Hannover, Deutschland, und 2010 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit der Generali Foundation, Wien, Österreich. Die Künstlerin hat zahlreiche Stipendien und Preise erhalten, darunter den "Flämischen Kulturpreis für Bildende Kunst" im Jahr 2005. Seit 1986 lebt und arbeitet Ana Torfs in Brüssel.
Im Zentrum von Torfs Werk, das Installationen, Filme, Fotografien, Internetprojekte und Arbeiten im öffentlichen Raum umfasst, steht die Beschäftigung mit der Konstruktion von Bedeutung, in Zusammenhang mit der Frage nach dem Verhältnis von Fiktion und Wahrheit. Als Ausgangspunkt für ihre Arbeit dienen Torfs oftmals existierende Texte, zum Beispiel ein Theaterstück aus dem 19. Jahrhundert oder mittelalterliche Prozessakten, die sie mittels spannungsgeladener Verbindungen von Text und Bild in vielschichtige Formen bringt. Das gewählte Material eröffnet eine Auseinandersetzung mit dem kulturellen (westlichen) Gedächtnis, u. a. mit historischen Figuren, die zu eindimensionalen Klischees zu erstarren drohen, wie Jean d’Arc oder Ludwig van Beethoven. Es gelingt ihr, in ihren Werken diese (und die mit ihnen verbundenen Geschehnisse) in neue Perspektiven zu rücken. Dabei wird der Unterschied zwischen dem historischen Moment und seiner fiktiven Aktualisierung betont. Die ungeklärten Fragen, die in den fragmentarischen Zeugnissen der Vergangenheit bestehen, werden offen gehalten. Wo in der Interpretation offene Stellen durch die Betrachter_innen geschlossen werden, wird deutlich gemacht, dass Bedeutung durch Projektion wesentlich mitbestimmt wird. Darauf, dass gerade Identität besonders durch Zuschreibung generiert wird, machen insbesondere jene Werke von Torfs aufmerksam, die sich mit dem Vorgang des Portraitierens auseinandersetzen. Die Betrachter_innen nehmen dabei eine entscheidende Rolle ein – sie werden zur Untersuchung ihrer Interpretation der Texte und Bilder eingeladen. Zugleich wirken Torfs sehr genau konstruierte Werke wie der Versuch, so nah wie möglich an die buchstäbliche Bedeutung des Textes (oder Bildes) heranzukommen. Es scheint im Erzählen ein Ringen um möglichste Annäherung an Wahrheit stattzufinden, während deren Existenz gleichzeitig permanent in Zweifel gezogen wird.
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