White Cube/Black Box
Skulpturensammlung, Video, Installation, Film
Kuratorin: Sabine Breitwieser
Ausstellungskoordination: Daniela Stern
3. Filmprogramm kuratiert von: VALIE EXPORT und Steve Anker
Übergeordnetes Thema dieser Ausstellung war der Begriff der Skulptur. Im Zentrum der Betrachtung stand, wie sich dieser seit dem Aufkommen neuer Medien in den 1960er Jahren entwickelt und in die Sammlung der Generali Foundation Eingang gefunden hat. Der Titel der Ausstellung sprach das Thema direkt an: Der Ort wo Kunst stattfindet, ist explizit oder implizit Teil des Ganzen und nicht neutral. Die Ausstellung thematisierte Modelle wie die konzeptuelle Auffassung von Skulptur und die Einbeziehung der Medien wie Fotografie, Film, Video und TV sowie performative Aspekte.
Die Werkauswahl ging davon aus, wie das Sammlungskonzept der Generali Foundation (zeitgenössische Skulptur) von den Anfängen Ende der 1980er Jahre schließlich in den 1990er Jahren umgesetzt wurde, d.h. wie sich der Begriff Skulptur Mitte der 1990er Jahre definiert. Die beispielhafte Auswahl rückte grenzüberschreitende Werke in den Vordergrund, wobei Filmwerkschauen von VALIE EXPORT und Gordon Matta-Clark im Zentrum der Präsentation standen.
Black Box
In der kleinen Ausstellungshalle der Generali Foundation war eine ”Black Box”, ein Film-, Vortrags- und Veranstaltungsraum, eingerichtet. Eine Reihe von Veranstaltungen definierten eine betont kommunikativ aufgebaute Ausstellungsstruktur, welche die inhaltliche Konzeption der Ausstellung überlagerte. Mit dieser Ausstellungsstruktur wurde versucht, von der fixen Zurschaustellung gleicher Werke am gleichen Ort innerhalb eines bestimmten Zeitraumes abzugehen. In ”White Cube/Black Box” wurden an jedem Ausstellungstag andere Werke angeboten, teilweise konnten diese selbst ausgewählt werden. Ein Ziel war es auch, die unterschiedlichen Rezeptionsparameter von Werken (Film, Video, Installation) zu demonstrieren. Film wird im Gegensatz zu traditionellen Ausstellungsexponaten üblicherweise in einem exakt definierten Zeitraum und in einer Gruppe von Personen begleitet von bestimmten gesellschaftlichen Parametern angeboten. Im Ausstellungswesen dagegen wird die ständige Verfügbarkeit von Film oder Video über den Einsatz von Endlosbändern und kurzen Clips gelöst. Wichtige Thematiken dieser Ausstellung waren daher der Faktor Zeit sowie der Aspekt kommunale versus individuelle Konsumption von Kunstwerken.
Videosammlung im ”New Design for Showing Videos" von Dan Graham
Diese funktionale Skulptur, die bereits in der vorherigen Ausstellung (Video/Architektur/Performance von Dan Graham) in Verbindung mit den Videos von Graham zu sehen war, bildete den zweiten Teil der Ausstellung. Dieser Videoraum wurde nun erstmals als Videothek genutzt, d.h. für die Videosammlung der Foundation, die in diesem Zusammenhang verstärkt ausgebaut wurde. Neben Künstlervideos (Schwerpunkte Andrea Fraser, Dan Graham, Elke Krystufek, Franz West, Heimo Zobernig) und thematischen Beiträgen waren auch Videodokumente über die Generali Foundation zu sehen.
VALIE EXPORT
Ankauf und Restaurierung des filmischen Gesamtwerkes
Erste Filmwerkschau in Österreich 28.1. bis 16.3.1996
Die Generali Foundation erwarb das gesamte filmische Werk von VALIE EXPORT, restaurierte und machte es als Filmwerkschau erstmalig der österreichischen Öffentlichkeit zugänglich. Darunter sind vor allem die seit den 1970er Jahren nicht mehr gezeigten Filminstallationen ”Ping Pong", ”Auf+Ab+An+Zu", ”Adjungierte Dislokationen" und ”Splitscreen-Solipsismus", welche von Februar bis Mitte März alternierend jeweils Freitag und Samstag gezeigt wurden. Im Herbst 1995 wurde der Skulpturenpreis der Generali Foundation an VALIE EXPORT verliehen.
Gordon Matta-Clark
Restaurierung und Ankauf der Filme.
Filmretrospektive 26.3. bis 13.4.1996
Gordon Matta-Clark (1943-1978 New York) wurde durch seine sog. ”Cuttings", Interventionen an Gebäuden, bekannt. Diese leider nur temporär existierenden Werke wurden vom Künstler filmisch festgehalten. Das Medium Film wurde von Matta-Clark über diese dokumentarische Funktion hinaus aber auch analytisch und reflexiv eingesetzt und spielt in seinem medienübergreifenden Gesamtwerk eine große Rolle (z.B. Stichwort Überwachung bei ”Chinatown Voyeur" oder die Erforschung des Untergrunds der Städte New York und Paris in ”Substrait" und ”Sous Sols de Paris"). Die Filme von Matta-Clark wareb nur über Videokopien der in schlechten Zustand befundenen Originalfilme zugänglich. Etwa die Hälfte wurde durch den Ankauf der Generali Foundation, der andere Teil durch Unterstützung einer Reihe anderer Institutionen (u.a. das Museé d'art moderne, Centre George Pompidou, Paris, das IVAM, Valencia) restauriert. Die Generali Foundation erhielt das Welturaufführungsrecht an den mit ihren Mitteln restaurierten Filmen sowie Aufführungsrechte an sämtlichen Filmen und Videos von Matta-Clark.
Bei der Erstellung des Filmprogramms wurde neben der inhaltlichen Strukturierung darauf geachtet, dass die Filme in kleinen Segmenten als Gegenüberstellung zu den anderen Ausstellungsexponaten präsentiert werden. Neben den Präsentationen in der Black Box und im Videoraum waren weitere Werke aus der Sammlung zu sehen.