translocation
(new) media/art
Ausstellungskonzept: Matthias Dusini, Ruth Maurer, Hedwig Saxenhuber
Gesamtprojektleitung: Georg Schöllhammer
Kuratorische Assistenz, Ausstellungsproduktion: Nadja Wiesener
Ein Projekt in Kooperation mit translocation, unterstützt durch die Europäische Kommission/Kaleidoskop.
Werke von Luchezar Boyadjiev (BG), Marina Grzinic (SL), HILUS (A), Sanja Ivekovic (CR), Ryszard Kluszczinksy (PL), Josef Robakowski (PL), Keiko Sei (CZ/J), Jiri Sevcik (CZ), Tommaso Tozzi (I)
Die Ausstellung reflektierte die Beziehung zwischen Gesellschaft, Gegenwartskunst und dem Feld der Neuen Medien in einem nicht nur ökonomisch nach wie vor geteilten Europa voller alter kultureller und politischer Spannungsfelder sowie neuer Nationalismen und Xenophobien. Dabei setzte translocation (new) media/art auf die Sprachkraft einzelner Werke, bereitete aber auch eine Fülle von Material auf, aus dem sich die ganze Komplexität dieser Fragestellung erschloss. Der Aufbau einer qualitativ hochwertigen und professionellen Kommunikationsstruktur unter jenen, die im ästhetischen Feld von Gegenwartskunst und Neuen Medien arbeiten, wurde in translocation (new) media/art ebenso deutlich, wie die nach wie vor existierenden Grenzziehungen, Einschluss- und Ausschlussmechanismen eines angeblich immer globaler werdenden kulturellen Gefüges. Fragen wie jene nach dem Ortsbezug und der "Ortsauflösung" von künstlerischer Arbeit und nach der Ausbildung von lokalen Identitäten und Handlungsräumen stehen weiter im Zentrum vieler gegenwärtiger Kunstdiskurse.
Die Ausstellung zeigte Positionen von Medienkunst aus den kreativen und intellektuellen Szenen Zentraleuropas vor dem Hintergrund dieser Fragestellungen und erschloss sich auf verschiedenen Ebenen: Zentrale Arbeiten wurden in Großprojektionen gezeigt und waren als "klassische" Ausstellung zu lesen. In "Stationen" präsentierten sich acht geladene Künstler:innen, Medientheoretiker:innen, Aktivist:innen oder Netzwerke mit ihren Materialsammlungen. Die Arbeiten, die als Großprojektionen zu sehen waren, stammten durchwegs aus diesen Sammlungen. Jede der Stationen lokalisierte ein orts- und themenbezogenes Arbeitsfeld und stellte die internen Debatten sowie die regionalen Unterschiede von Szenen und ihren jeweiligen Umraum dar. So konnten diese auch gegeneinander gelesen und miteinander verglichen werden. Die Führung durch das in jeder Station aufbereitete Material übernahm jeweils ein für die Ausstellung produziertes prägnantes Video. Von dort aus hatten die Besucher:innen selbst die Möglichkeit, begleitet von einem kommentierten Index, durch die jeweiligen Materialien zu navigieren und sich auf diesem "Arbeitsniveau" in selbst bedienbaren Videostationen gewissermaßen ihre eigene Informationsausstellung zusammenzustellen. Weiterführende Texte, Werkdokumentationen und Literatur waren im Studienraum zugänglich.
Über die Geographie ihrer Herkunftsorte, die Biografien der Protagonist:innen und den thematischen Fokus der Materialien bauten sich durch die Sammlungen eine Landkarte und ein Panorama spezifischer Arbeitsfelder der Medienkunst auf. Damit wurde nicht nur die kuratorische Auswahl der Arbeiten für die Großprojektionen in deren jeweiligem Umfeld verortet, sondern auch nachvollziehbar, wie sich unterschiedliche künstlerische Sprachen und Szenen in den verschiedenen Regionen und Netzwerken entwickelt haben. Darüber hinaus ließ sich in translocation (new) media/art auch ablesen, welche vereinheitlichenden Effekte die neuen Kommunikationstechnologien auf das Selbstverständnis der Medienkunst hatten. Zum Beispiel in vielen der Netzkunstprojekte der letzten Jahre, die in der Ausstellung in einer eigenen Station zu sehen waren.
Ein Video, das von einer Arbeitsgruppe des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Wien (Wolfgang Fichna, Alexander Martos, Siegfried Mattl) mit Archivmaterialien aus den einzelnen Sammlungen produziert worden ist, weitete das Blickfeld schließlich auf die größeren sozialen und politischen Veränderungen in den zivilen Gesellschaften Europas seit dem Ende von dessen Blockteilung.
Diese speziell für die Generali Foundation konzipierte Ausstellung war Teil einer Projektreihe, die springerin Hefte für Gegenwartskunst in Kooperation mit Kunstmagazinen und Institutionen aus Tschechien, Polen, Deutschland, Italien und Österreich initiiert hatte.
Open Access
Künstler:innen, die einer der Fragestellungen von translocation in Video- oder Netzarbeiten nachgegangen sind, waren eingeladen, VHS PAL Kassetten, respektive die Adressen von Homepages (mit einer kurzen Erläuterung zu deren Inhalt und Aufbau), bis 1. März 1999 an die Generali Foundation zu schicken. Präsentation der ausgewählten Arbeiten fanden am 16. März bis 11. April 1999, jeweils Dienstag bis Freitag ab 16 Uhr, Samstag und Sonntag ab 14 Uhr statt.