Samuel Fosso
Kurator: Jürgen Tabor, Sammlung Generali Foundation
Ausstellungsort: Museum der Moderne Salzburg, Mönchsberg
Die Retrospektive zu Samuel Fosso stellte das Werk des afrikanischen Fotografen umfassend vor.
Samuel Fosso (1962 Kumba, CM – Bangui, CF; Paris, FR) zählt zu den renommiertesten zeitgenössischen Fotografen Afrikas. Er gab der großen Tradition der afrikanischen Studiofotografie eine neue Wendung, indem er seit Mitte der 1970er-Jahre eine eigenständige Form eines explizit theatralischen Selbstporträts entwickelte und sukzessive verfeinerte. In seinen Selbstporträts verbindet Fosso Fotografie und Performance und verknüpft autobiografische Themen und Selbstkonzeptionen mit politischen und historischen Perspektiven. Die Werke sind Ausdruck der Komplexität und Vielfalt von zeitgenössischen Identitäten und eine Erkundung der Beziehungen zwischen Afrika und dem Osten und dem Westen in der Ära des Postkolonialismus und der Globalisierung.
In seinen autofiktionalen Selbstporträts mit kunstvollem Make-up und aufwendigen Kostümen, Requisiten und Kulissen stellt Fosso nicht in erster Linie sich selbst dar, sondern vollzieht eine Transformation seiner Person. Er schlüpft in Rollen und leiht sich Identitäten aus – von historischen Schlüsselfiguren ebenso wie von gesellschaftlichen Archetypen, die im global vernetzten Bildgedächtnis oftmals tief verankert sind. Durch die Verkörperung hinterfragt er die mediale, soziale und politische Wirkung dieser Ikonen und Repräsentationen; seine eigene Person nutzt er als Stellvertreter und Katalysator. Fossos Selbstporträts sind hochartifizielle szenische Darstellungen, die auf der Bühne des Fotostudios entstehen, wo er gleichzeitig als Fotograf, Darsteller und Regisseur agiert. Mit analytischem Blick und schauspielerischem Talent gelingt es ihm in seinen Arbeiten, gesellschaftliche Codes von Körper, Kleidung, Pose, Gesichtsausdruck und Blick sowie kollektive Identitätszuschreibungen von Geschlecht, sexueller Orientierung, ethnischer und sozialer Herkunft aufzudecken und virtuos zu unterlaufen.
Die von der Generali Foundation am Museum der Moderne Salzburg organisierte Retrospektive zeigte eine Auswahl der wichtigsten Werkgruppen von Samuel Fosso. Sie präsentierte Fossos Werk erstmals umfassend in Österreich und war eine seiner ersten Personalen im deutschsprachigen Raum.