Richard Kriesche
a solo exhibition : a solo presence
Kurator: Jürgen Tabor, Sammlung Generali Foundation
Ausstellungsort: Museum der Moderne Salzburg, Mönchsberg
Die Ausstellung würdigte Richard Kriesche als einen internationalen Pionier der Medienkunst.
In seinem kritischen und gesellschaftlich engagierten Werk analysiert und reflektiert Richard Kriesche (1940 Wien, AT – Graz, AT) die Medien-, Informations- und Digitalisierungsrevolutionen von den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart. Zugleich widmet er sich in seinen Arbeiten den Fragen nach dem Wesen der Kunst, nach deren Erneuerung und nach deren Rolle und Funktion in der Gesellschaft. Kriesche entwickelt seine Werke oftmals aus einem erweiterten Verständnis von Kunst heraus und schmiedet dafür immer wieder auch Allianzen mit Wissenschaft, Forschung, Ökonomie und Politik.
Die Ausstellung machte durch eine Auswahl wichtiger Werkgruppen die enorme Zeitspanne sichtbar, über die sich Kriesches Œuvre erstreckt. Ausgehend von seiner kontinuierlichen Auseinandersetzung mit der Entwicklung von Informations- und Kommunikationstechnologien gab die Ausstellung die Möglichkeit, unterschiedliche soziotechnische Phasen und Umbrüche in den letzten sechs Jahrzehnten in den Blick zu nehmen. Viele dieser Technologien sind in das Alltagsleben eingegangen, manche sind durch noch neuere Innovationen abgelöst und obsolet geworden. Kriesches Arbeiten entwerfen jedoch keine Universalgeschichte, sondern untersuchen punktuell und projektbezogen das künstlerische und gesellschaftliche Potenzial solcher Innovationen. Kriesches Haltung ist dabei weder von einem gutgläubigen Technologieenthusiasmus noch von einem hyperkritischen, dystopischen Denken gekennzeichnet. Vielmehr analysiert er die ästhetischen Bedingungen von Medien und Technologien, ihre Bild-, Formen- und Zeichensprachen und lotet die Möglichkeiten aus, diese in künstlerischer Form gesellschaftlich produktiv werden zu lassen.
Kriesches neu konzipierte interaktive Installation self-space, auf die der Ausstellungstitel mit der Formulierung solo presence verwies, bildete den Auftakt der Ausstellung. Die Installation ließ in einem eigens errichteten Raum die individuelle Präsenz einzelner Besucher:innen auf einen unsichtbaren Algorithmus treffen. Die Arbeit repräsentierte den ständigen Prozess der „Datafizierung“, der heute stattfindet – die fortwährende Erzeugung von Daten durch digitale Geräte, die uns erfassen, vermessen und analysieren. Von hier ausgehend, blickte die Ausstellung zurück auf Kriesches Auseinandersetzung mit den Charakteristika neuer Medien und Technologien und den damit verbundenen Prozessen der Dematerialisierung, Elektronisierung und Informatisierung.
Die Ausstellung wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler entwickelt. Sie basierte auf Beständen der Sammlung Generali Foundation und wurde durch Leihgaben des Künstlers und weiterer Sammlungen komplettiert.
Die technische Realisierung der Installation self-space wurde von Joanneum Research, Graz, unterstützt.