postproduktion
Sammlung Generali Foundation
Kuratorin: Sabine Breitwieser
Ausstellungsproduktion: Daniela Stern
Die Ausstellung fokussierte Werke aus der Sammlung unter dem Aspekt der Produktion bzw. "Post-Produktion". Der Begriff wird bei Film- und Videoproduktionen verwendet und beschreibt den Arbeitsprozess, bei dem das belichtete Material durch Schneiden, Manipulation oder Hinzufügung von weiterem Material bearbeitet wird - Verfahrensweisen, die der Methodik bei der Produktion einer Sammlung oder Ausstellung gleichen.
Die Generali Foundation versucht, die Sammlung zeitgenössischer Kunst so aufzubauen, wie dies den aktuellen Anforderungen der Kunst und den Praktiken der Künstler:nnen entspricht. Dazu zählen eine Reihe von Maßnahmen, die über den herkömmlichen Ankauf hinausgehen und an den eigentlichen Entstehungsprozess eines Kunstwerkes anschließen, d.h. nach der Produktion gesetzt werden. Diese "Nachbearbeitung", wird besondere Bedeutung beigemessen und wurde anlässlich dieser Ausstellung mit einer Auswahl von Werken aus der Sammlung stärker ins Bewusstsein gerückt.
Franz West, dessen Arbeiten einen der Schwerpunkte der Sammlung der Generali Foundation bilden, war eingeladen worden, diese zu strukturieren und eine Präsentationsform dafür zu erarbeiten, die wieder Teil der Sammlung geworden ist.
VALIE EXPORT's Filminstallation "Adjungierte Dislokationen" (1973), von der Generali Foundation restauriert und damit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, war erstmals in einer permanenten Installation zu sehen.
Dieses Schlüsselwerk wurde der etwa zeitgleich entstandenen Filminstallation "Body Press" (1970-72) des amerikanischen Künstlers Dan Graham gegenübergestellt. Beide Werke setzten sich früh mit der (Film-) Kamera als Verlängerung des menschlichen Körpers und dessen Bewegung innerhalb eines spezifischen Raumes auseinander. Eine Wiener Premiere war die Präsentation der Filme aus 1969-72 von Gottfried Bechtold, von dem weiters "Video Installation" (1972), eine im internationalen Vergleich relativ früh entstandene Closed-Circuit Installation, sowie der "Medienkoffer" (1972) und Videos zu sehen waren. Bruno Gironcoli setzte für die Ausstellung eine in Österreich legendäre Installation, "Schuhe" (1971), wieder instand; dazu wurden eine Reihe von Temperaarbeiten aus etwa der gleichen Zeit und ein frühes Polyesterobjekt gezeigt. Letztere wurden der Werkgruppe "Walt Disney Productions" (1995) des französischen Künstlers Bertrand Lavier gegenübergestellt, bei der fiktive Kunstwerke der Moderne aus Comics rekonstruiert werden. In einem nunmehr veränderten Kontext wurde das Projekt der Gruppe Küng/Margreiter/Poledna/Pumhösl zur "Jungen Szene Wien" (Wiener Secession, 1991) - Zobernig hat eine Wand als Plakatträger beigesteuert - gezeigt. Die von Elke Krystufek erworbenen Originalcollagen zur "Weininger Serie" (1993) wurden erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Weitere Werke in der Ausstellung waren von Rainer Ganahl, Marcus Geiger, Isa Genzken, Gordon Matta-Clark, u.a..
Die von der Generali Foundation erprobten Möglichkeiten, eine Sammlung zu "produzieren", sind vielfältig. Sie reichen von der Rolle als Auftraggeber und Produzent (Projekte mit Maria Eichhorn, Andrea Fraser, Dan Graham, Franz West, Heimo Zobernig, Designaufträge an Künstler:innen ...) über den Ankauf, die Aufarbeitung und Restaurierung von wichtigen historischen Beständen (VALIE EXPORT, Gordon Matta-Clark, Walter Pichler) bis zur Herstellung eines entsprechenden Kontextes für Kunstwerke und Künstler:nnen. Die Arbeit an der Rezeption und Vermittlung von Kunst nimmt dabei keinen geringeren Stellenwert ein als die Zugänglichkeit, Erhaltung und Dokumentation der Sammlung.