Poesie der Veränderung
Werke aus den Sammlungen
Kuratorinnen: Sabine Breitwieser, Direktorin, Museum der Moderne Salzburg; Antonia Lotz, Kuratorin, Sammlung Generali Foundation; Christina Penetsdorfer, Assistenzkuratorin, Museum der Moderne Salzburg
Ausstellungsort: Museum der Moderne Salzburg, Mönchsberg
Mit "Poesie der Veränderung" wurde eine neue thematische Präsentation aus den Sammlungen am Museum der Moderne Salzburg gezeigt.
Die Ausstellung widmete sich mit über sechzig Werken dem poetischen Potenzial, das die knapp dreißig Künstlerinnen und Künstler in gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Veränderungsprozessen entdeckten.
Die neue Sammlungspräsentation verwies auf die poetischen Momente konzeptueller Werke, denen bis heute – oft unberechtigterweise – ästhetische oder bildreiche Eigenschaften abgesprochen werden. In den ausgewählten Arbeiten reagieren die Künstlerinnen und Künstler sowohl auf Prozesse der Veränderung, die Modifikationen unseres unmittelbaren Lebensraums, Verschiebungen der eigenen Identität und Neuerungen innerhalb der Kunstgeschichte betreffen, als auch auf Änderungsvorschläge im Hinblick auf eine alternative Zukunft.
Strukturwandel in Folge von Krieg, aber auch aufgrund der Privatisierung von öffentlichem Raum, wie ihn Dan Graham und Robin Hurst 1987 mit ihrer Arbeit Private 'Public' Space: The Corporate Atrium Garden für die damalige Situation in New York aufzeigen, gehörten zu den Themen des neu zusammengestellten Sammlungsrundgangs. Dazu traten Umwälzungen durch Grenzüberschreitungen, wie sie etwa von Günter Brus provoziert wurden – sein Wiener Spaziergang am 5. Juli 1965 als „lebendes Bild“ endete mit seiner Verhaftung. Auch die Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen, Massenmedien, der Monotonie von Arbeit und der Subjektivität von Sprache wurde in den ausgestellten Werken reflektiert und auf ihr Potenzial hin untersucht, einen Wandel anzustoßen. Die Beschäftigung mit den Möglichkeiten und Folgen von Veränderung spiegelte sich zudem in den künstlerischen Strategien und Techniken wie dem Prinzip von Aktion/Reaktion, der Collage und Assemblage oder etwa auch bei Oswald Oberhuber, der die permanente Veränderung zum Grundsatz seiner Kunst gemacht hatte.
Ergänzend zu den Werken aus den Sammlungen wurde mit Hans Haackes World Poll eine seiner neuesten Arbeiten präsentiert, die erstmals auf der Venedig Biennale 2015 zu sehen war. Mittels im Ausstellungsraum installierter Tablets konnten die Besucherinnen und Besucher an der von Haacke eigens an die Situation in Salzburg angepassten „Welt-Umfrage“ teilnehmen und deren stetig aktualisierte Ergebnisse einsehen. Veränderung wurde dabei durch direkte Beteiligung erfahrbar, aber auch am technologischen Fortschritt sichtbar. Bereits seit 1969 setzt Haacke Fragebögen und Stimmzettel ein, um soziale und politische Systeme zu entlarven und zu kritisieren. Deutlich wurde die Veränderung hier anhand eines Vergleichs mit dem Visitors’ Profile, Directions 3: Eight Artists, Milwaukee Art Center, June 19 through August 8 von 1971, einer Arbeit der Sammlung Generali Foundation, die ebenfalls in der Ausstellung präsentiert wurde.
Künstler:innen: Fareed Armaly, Azra Aksamija, Robert Barry, Gottfried Bechtold / Heinz Schmidt, Günter Brus, VALIE EXPORT / Peter Weibel, Isa Genzken, Dan Graham / Robin Hurst, Nilbar Güreş, Hans Haacke, Hans Hollein, Richard Kriesche, Elke Krystufek, Friedl Kubelka, Markus Lüpertz, Ree Morton, Oswald Oberhuber, Ewa Partum, Arnulf Rainer, Gerhard Rühm, Curt Stenvert, Josef Strau, Franz West, Heimo Zobernig