Out of the Box: Gordon Matta-Clark
Canadian Centre for Architecture, Montreal
Kurator:innen: Yann Chateigné, Brüssel; Hila Peleg, Berlin; Kitty Scott, Ottawa
Projektleitung, Kurator: Francesco Garutti, CCA
Kuratorische Forschung: Megan Marin, Louise Désy und Helina Gebremedhen, mit Laura Aparicio Llorente, CCA
Ausstellungsgestaltung: Anh Truong, Sébastien Larivière, Jasmine Graham, CCA
Grafische Gestaltung: Joris Kritis, Brüssel
Adaption für das Museum der Moderne Salzburg: Jürgen Tabor, Generali Foundation
Sammlung Generali Foundation
Künstler: Hans Schabus, Wien
Kurator: Jürgen Tabor, Sammlung Generali Foundation
Die Ausstellung widmete sich dem kritischen und innovativen Denken des Künstlers und „Anarchitekten“ Gordon Matta-Clark und stellte neue Wege in der Arbeit mit Archiven vor.
Gordon Matta-Clark (1943–1978, New York, NY, US) zählt zu den wichtigsten Persönlichkeiten der New Yorker Kunstszene der späten 1960er- und der 1970er-Jahre. In knapp zehn Jahren entwickelte er ein dichtes und weit verzweigtes Werk, in dem er für ein neues Verständnis von Kunst als soziale Praxis eintrat. Große Bedeutung erlangten seine „Building Cuts“, bei denen er mit teils rigorosen Interventionen Raumstrukturen öffnete und ganze Gebäude durchschnitt und zergliederte.
Matta-Clarks Ziel, das Verständnis von Architektur zu verändern, nimmt in seinem Werk eine zentrale Stellung ein. Der als Architekt ausgebildete Künstler setzte mit seinen radikalen Eingriffen, die er in Städten wie New York, Paris und Antwerpen realisierte, ein Zeichen gegen die Problemstellen der urbanen Architektur seiner Zeit: gegen die mangelnde Lebensqualität einer rein funktionalistischen Architektur; gegen eine Städtebauökonomie, die Architektur als eine Aneinanderreihung von Containern und Zellen begreift; gegen Spekulation, Gentrifizierung und soziale Ausgrenzung. Mit seinen legendären Dekonstruktionen, aber auch seinem kollektiv betriebenen Restaurant Food, seinen als soziale Räume organisierten Performances und seinem tiefen Interesse an ökologischen Fragen ist Matta-Clark bis heute eine Inspirationsquelle für Künstler_innen wie Architekt_innen.
Die Ausstellung bot neue Einblicke in Matta-Clarks künstlerisches Denken. Ausgangspunkt bildeten die umfangreichen Sammlungen und Archive am Canadian Centre for Architecture (CCA) in Montreal und der Generali Foundation. Erstmalig wurde in Europa jene dreiteilige Forschungs- und Ausstellungsreihe zu Matta-Clark präsentiert, die 2019–20 vom CCA organisiert wurde. Die Kurator:innen Yann Chateigné, Hila Peleg und Kitty Scott setzten sich darin mit höchst aufschlussreichen Archivmaterialien wie persönlicher Korrespondenz, Skizzenbüchern, ungesehenem Filmmaterial, privaten Fotos und der Bibliothek von Matta-Clark auseinander.
Im Sinne eines Dialogs der Sammlungen lud die Generali Foundation den Künstler Hans Schabus ein, ihr Archiv und ihre Sammlung zu Matta-Clark zu bearbeiten. In der Ausstellung wurde eine Auswahl wichtiger Archivmaterialien – in Verbindung mit zentralen Werken aus beiden Sammlungen – zum ersten Mal zugänglich gemacht