Erziehungskomplex
Gastkurator: Rainer Ganahl
Ausstellungsproduktion: Daniela Stern
Werke von Lindsay Anderson, Rainer Ganahl, Candida Höfer, Mike Kelley, Frederick Wiseman.
Thematik der Ausstellung war das Feld Erziehung, Bildung, Intellektuelle und ihre Institutionen. Ganahl maß diesen in der Kunst kaum repräsentierten Bereichen unserer Gesellschaft eine besonders wichtige und politische Bedeutung bei. Die Intellektualisierung von Kunst mit der Überlappung von Kunst und (universitärem) Diskurs spielten dabei ebenso eine Rolle, wie die Frage nach dem Medium der Ausstellung selbst. Mit seinem Konzept, das weder als Einzel- noch als Gruppenausstellung zu lesen ist, sondern als Mischung aus beiden, stellte Ganahl seinen eigenen Arbeiten, die den Großteil der Ausstellungsfläche bespielen, eine relativ geringe Anzahl von Werken und Filmen anderer KünstlerInnen gegenüber. Die Bandbreite reichte dabei von bildenden KünstlerInnen bis zu Spiel- und Dokumentarfilmemachern.
Ausgehend von seiner eigenen künstlerischen Praxis hatte sich Rainer Ganahl (A/USA) mit der "S/L" (Seminars/Lectures) Serie (1995-96) vorgenommen, sich an einer Art "Repräsentation von Intellektuellen" zu versuchen. Ihm interessant erscheinende Vortragende werden in und mit ihrem professionellen Umfeld aus der Sicht des involvierten Teilnehmers fotografiert. Dagegen werden die Institutionen, darunter Universitäten und Bibliotheken, von Candida Höfer (D) in einem "foto-objektiven" Stil abgebildet. In "Dialog #1 (An Excerpt from 'Theory, Garbage, Stuffed Animals, Christ')", 1991, von Mike Kelley (USA) führen zwei Plüschtiere ein Gespräch, das den Stellenwert reflektiert, den die Theorie bei Kelley's Arbeiten einnimmt, reflektiert. Frederick Wisemans (USA) sozialkritische Dokumentarfilme über Institutionen wurden teilweise mit Aufführungsverboten belegt. "High School", 1968, "High School II", 1994, und "Blind", 1986, setzen sich speziell mit Erziehungsinstitutionen auseinander. Ein vernichtendes Bild des englischen Privatschulsystems als eine Metapher für die Gesellschaft im allgemeinen malt Lindsay Anderson (GB) in seinem legendären Spielfilm "If....", 1968.
Mit der Ausstellung "Erziehungskomplex" versuchte Rainer Ganahl, genau jenen Ort aufzusuchen, wo der Kontext Kunst sein gehasstes Anderes vorfindet: den der Erziehung, der Bildung und seiner Institutionen. Der Titel der Ausstellung will sowohl individuell als auch strukturell gelesen werden. Er bezieht sich auf ein gleichnamiges Werk von Mike Kelley, der in "Educational Complex" alle von ihm besuchten Schulen aus dem Gedächtnis als Modelle nachbildete.