Edward Krasiński
Les mises en scène
Kuratorin: Sabine Breitwieser
Assistenzkuratorin, Ausstellungsproduktion: Bettina Spörr
Folgende Personen und Institutionen haben mit Rat und Hilfestellung wesentlich zum Gelingen der Ausstellung und Publikation von Edward Krasiński beigetragen:
Joanna Mytkowska und Andrzeij Przywara, Fundacja Galerii Foksal, Warszawa; Wieslaw Borowski, Galeria Foksal, Warszawa; Paulina Krasińska, Zalesie; Dorota Monkiewicz, Warszawa; Maria Morzuch, Lódz; Jacek Ojrzynski, Lódz; Pawel Polit, Warszawa; Anka Ptaszkowska, Paris/Warszawa; Adam Szymczyk, Kunsthalle Basel.
Die Generali Foundation widmete Edward Krasiński – einem der wichtigsten Protagonisten der Neo-Avantgarde Polens der 1960er und 1970er Jahre – die erste Retrospektive seitdem der Künstler 2004 verstorben war.
Dunkle Räume mit Skulpturen, durch Lichteffekte inszeniert; labyrinthartige Architekturen und Sockel, auf denen performativ anmutende Objekte angeordnet sind; der Künstler als Akteur, der sich und seine Werke vor der Kamera inszeniert sowie sein eigenes Schaffen thematisiert. Die in einzigartiger Weise von Edward Krasiński gestalteten Ausstellungsdesigns, grandiose Inszenierungen seiner Werke für die er die jeweiligen Räume in ganz neue Situationen verwandelt hat, standen im Zentrum dieser Ausstellung.
Erstmals in größerem Umfang vorgestellt wurden auch die, großteils in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Eustachy Kossakowski entstandenen (Selbst-) Inszenierungen. Eine Serie dieser außergewöhnlichen Werke wurde bereits 2004 in der Ausstellung COLLECTED VIEWS FROM EAST OR WEST vorgestellt. Gleichzeitig wurde auf einen der Hauptschauplätze seiner Arbeit Bezug genommen, die legendäre Galerie Foksal in Warschau, an deren Gründung er 1966 beteiligt war. Wichtige Ausstellungen – darunter erstmals sein Beitrag zur Tokio Biennale 1970 – wurden rekonstruiert. Im Zuge der Recherche für die Retrospektive wurden Werke gefunden, deren Verbleib bis dato unbekannt war und die erstmals wieder gezeigt werden konnten.
Verwurzelt in Surrealismus und Konstruktivismus, produzierte Edward Krasiński (geb. 1925 in Luck, in der heutigen Ukraine) Mitte der 1960er Jahre Skulpturen, die gleichsam auf eine Linie reduziert sind. In spielerischer Weise entwickelte er relativ früh konzeptuelle Strategien: Ende der 1960er Jahre entdeckte er für sich ein handelsübliches, blaues Klebeband, das er fortan immer in 130 cm Höhe auf ganz unterschiedliche Träger anbachte – ein genormtes „Scotch Tape“ und zugleich jene künstlerische Markierung, für die er heute bekannt ist. Als die Kunstwerke für seine Ausstellung bei der Tokio-Biennale 1970 nicht zeitgerecht eintrafen, sendete er das Wort „BLUE“ 5000mal per Telex und ließ den Text auf dem langen Papierstreifen ausstellen. Begleitet vom bekannten Konzeptkunst-Pionier Daniel Buren beklebte er in Paris das städtische Museum Moderner Kunst und Fenster von Kunstgalerien mit dem blauen Band. Auch während des kommunistischen Regimes in Polen war Krasiński bereits früh bei internationalen Ausstellungen vertreten, darunter auch in New York.
Ein wichtiges Arbeitsfeld stellte sein Atelier dar, das Edward Krasiński vom polnischen Konstruktivisten Henryk Stazewski übernahm und anfangs mit ihm teilte. Ab 1988 verwandelte er dieses in ein eigenes künstlerisches Environment, das er wiederum zum Thema seiner Werke machte. Gleichzeitig fungierte das Atelier als wichtiges Kommunikationszentrum – in den 1990er Jahren vermehrt mit jungen Künstler:innen aus dem In- und Ausland. Mit Witz und Ironie schuf Edward Krasiński ein heterogenes und komplexes Werk, das zwischen Malerei, Skulptur und Installation oszilliert sowie performative und konzeptuelle Züge trägt.