Dan Graham
Video/Architecture/Performance
Kuratorin: Sabine Breitwieser
Ausstellungsproduktion, kuratorische Assistenz: Ursula Graf
Dan Graham hat für die Generali Foundation ein größeres Werk konzipiert, das für diese Ausstellung realisiert worden ist. Diese Installation ist seither ein zentrales Werk in der Sammlung und in weiteren Ausstellungen wie der Documenta X (1987) gezeigt worden. "New Design for Showing Videos" baut auf einer früheren Arbeit ("Three Linked Cubes/Interior Design for Space Showing Videos") aus Mitte der 1980er Jahre auf, die sowohl für außen als auch für den Innenraum gedacht ist, und als funktionale Skulptur/Pavillon eine duale Identität hat.
Im Außenraum aufgestellt ist es ein offener, von der Sonne erleuchteter Pavillon; im Innenraum wird es zu einer Innenarchitektur für einen Videopräsentationsraum. Verschiedene Videomonitore und Lautsprecher sind so platziert, dass für ein in sechs Gruppen unterteiltes Publikum drei getrennte Programme gezeigt werden können. Die aufgrund der von den Glasscheiben reflektierten Videobilder wechselnden Lichteffekte beeinflussen die Spiegel-"Geisterbilder" der verschiedenen Mitglieder des Publikums in anderen Kojen, die auf den Trennwänden zu sehen sind. Das Werk ist sowohl funktionales Ausstellungsdesign als auch optisches Kunstwerk, das sowohl die Videobilder als auch die Reaktionen des Betrachters auf den Prozess des Ansehens des Videos im sozialen Raum der Video-Ausstellungssituation zeigt. (Zitat Dan Graham zu "Three Linked Cubes/Interior Design for Space Showing Videos")
Für "New Design for Showing Videos" (Neuer Entwurf für einen Videoraum) wurde gelochtes Aluminium verwendet (zwei Aluminiumplatten mit kleinen Löchern). Die kleinen Löcher beziehen sich auf die kleinen Pixel des Videobildes. Aus der Nähe betrachtet sind sie semi-transparent, und wenn der Betrachter seine Augen direkt auf eine Öffnung heftet, vollkommen transparent. Dies steht in Beziehung zur Transparenz sowie zur sich verändernden Semireflexion/Transparenz des Zweiwegspiegels. Eine Veränderung, die durch den Wechsel der projektierten Videobilder entsteht.
Die Bilder der Betrachter von sich selbst und von den anderen, wie sie die Videos und einander beobachten / sowie ihr eigener Blick und der der "anderen Betrachter", sind der Gehalt des intersubjektiven philosophischen Aspektes der Struktur. (Dan Graham, 1995)
"New Design for Showing Video" gehört zu einer Serie von offenen doppelten dreieckigen Pavillons. Erstmalig wurde vom Künstler gelochtes Aluminium neben Glas (transparentes Glas, Zweiwegspiegel) verwendet. Das Programm wird mit Videos von Dan Graham bestückt, die alternierend an geraden und ungeraden Tagen gezeigt werden.
Die Ausstellung war die erste größere Präsentation von Dan Graham in Österreich mit Videoinstallationen, Arbeiten zu Architektur und Modellen zu Projekten im öffentlichen Raum.
In Europa erstmalig gezeigt wurde "Opposing Mirror and Monitors on Time Delay" (1974). Aus der "Time-Delay" Serie wurde außerdem "Yesterday/Today" (1975) installiert. Weiters war die Videoinstallation "Two Viewing Rooms" (1975) zu sehen. Aus der Gruppe Architektur wurden "Revolving Doors for Loie Fuller" (1987) und "Triangle with Circular Inserts" (1991) gezeigt.
Folgende Modelle waren in der Ausstellung: "Alteration to a Suburban House" (1978), "2-Way Mirror and Hedge Labyrinth" (1989), "Childrens Pavilions" (gemeinsam mit Jeff Wall, 1989), "Museum for Gordon Matta-Clark" (gemeinsam mit Marie Paul McDonald, 1984) sowie "Skateboard Pavilion" (1989) und "Star of David" (1989), die zwei Letztgenannten aus unserer eigenen Sammlung.
Von den Conceptual Works von Dan Graham war eine Auswahl in dokumentierter Form zugänglich.
Am Eröffnungsabend führte Dan Graham "Performer/ Audience/Mirror" auf (erstmals 1977). In dieser Performance stand er als Performer einem Publikum gegenüber, hinter ihm befand sich ein Spiegel, in dem beide reflektiert werden. In vier Stufen beschrieb Dan Graham jeweils fünf Minuten lang ununterbrochen, was er an Bewegungen und Haltungen beim Publikum oder sich selbst beobachtet und schließt daraus auf psychisches Befinden. Dabei wandte er sich zunächst direkt zum Publikum und später zum Spiegel, das Publikum sah jeweils das Beschriebene gespiegelt. Es entstand eine vielfältige Interaktion zwischen Beschreibendem und Beobachtern, Beschriebenem und Verhalten der Beobachteten.
Dan Graham (1942 Urbana, USA) organisierte als Leiter einer Galerie in New York zu Beginn der 1960er Jahre die ersten Ausstellungen der heute bedeutendsten Minimal Art-Künstler. Darüber hinaus trat er als Autor von Texten über Kunst, Architektur und Rock in Erscheinung. Nach Schließung der Galerie begann er selbst als Künstler zu arbeiten. Dan Graham nahm an nahezu allen wichtigen Großausstellungen seit den 1970er Jahren teil und zählt zu den einflussreichsten Künstlern seiner Generation. Er verstarb im Jahr 2022 in New York.