Mathias Poledna
Mathias Poledna wurde 1965 in Wien geboren, wo er an der Universität (damals Hochschule) für angewandte Kunst und an der Universität Wien studierte. Der Künstler hat international an zahlreichen Groß- und Gruppenausstellungen teilgenommen, darunter 2007 an der documenta 12 in Kassel, Deutschland. Zu seinen Einzelausstellungen zählen unter anderem 2001 der Grazer Kunstverein, Graz, Österreich; 2003 das Museum Moderne Kunst Stiftung Ludwig Wien (mumok), Wien; 2006 das Witte de With Center for Contemporary Art, Rotterdam, Niederlande; 2007 das Hammer Museum, Los Angeles, USA; 2009 der Bonner Kunstverein, Bonn, Deutschland (mit Christopher Williams); 2010 das Museum of Contemporary Art, Chicago und das New Museum of Contemporary Art, New York City, USA; 2013 der Neue Portikus, Frankfurt am Main, Deutschland; und die Wiener Secession, Österreich. Im Jahr 2009 wurde der Künstler mit dem Preis der Stadt Wien für bildende Kunst ausgezeichnet. Mathias Poledna lebt und arbeitet seit 2000 in Los Angeles.
Poledna gehört jener Generation von KünstlerInnen an, die zu Beginn der 1990er Jahre im Rückgriff auf die institutionskritische Kunst der 1960er/1970er Jahre und konzeptuelle Praktiken wie Recherche, Analyse und Dokumentation die Infragestellung der Bedingungen und die Re-Politisierung von Kunst vorantrieb.
Im Rekurs auf das kollektive Bildgedächtnis der Massenmedien thematisiert Poledna wiederholt die Visualisierung historischer Konstellationen in politischen wie populärkulturellen Kontexten. So reflektierte er in Scan (1996) anhand einer Sammlung von Punk-Ephemera im Archiv des Victoria & Albert Museums in London einen Moment der Historisierung von Populärkultur. Im Rahmen der von ihm kuratierten Ausstellung The making of in der Generali Foundation realisierte er die Videoinstallation Fondazione (1998), in deren Zentrum die Fondazione Feltrinelli in Mailand steht – ein von dem in der militanten Linken aktiven Verleger Giangiacomo Feltrinelli gegründetes Archiv, das eine der bedeutendsten Sammlungen zur Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung beherbergt.
Polednas jüngste in Los Angeles realisierten Arbeiten setzen sich speziell mit Fragen der Re-Inszenierung von Geschichte auseinander. Actualité (2001-02) ist das erste einer Reihe filmischer Projekte, die sich, ausgehend von einer musikalischen Performance, mit Nostalgie und Erinnerung als Angelpunkten der spätkapitalistischen und technologischen Gegenwart beschäftigen. An die Stelle von Archivmaterial treten in Actualité SchauspielerInnen/MusikerInnen, die in einer stark verdichteten Szene als fiktive, am britischen Post-Punk der späten 1970er Jahre angelehnte Band zu sehen sind. Der im Rahmen einer Einzelausstellung im Museum Moderner Kunst in Wien produzierte Film Western Recording (2003) entwickelt diese Auseinandersetzung weiter. Ausgehend von der Einspielung der Gesangsspur eines Songs aus den ausgehenden 1960er Jahren in einem Aufnahmestudio, entwirft er ein komplexes Panorama historischer und räumlicher Bezüge. (Luisa Ziaja/Mathias Poledna)