Andrea Fraser
Andrea Fraser wurde 1965 in Billings, Montana, USA, geboren und studierte von 1982-1983 an der School of Visual Arts, New York, und 1986 an der New York University. Sie erhielt Stipendien von Art Docent Matter Inc, dem Franklin Furnace Fund for Performance Art, dem National Endowment for the Arts und der New York Foundation for the Arts. 1984-1986 besuchte sie das Independent Study Program am Whitney Museum of American Art. 198-1996 war sie zusammen mit Martha Baer, Jessica Chalmers, Erin Cramer und Marianne Weems Mitglied der feministisch motivierten Künstlergruppe "The V-Girls", die sich in Performances inszenierte. Von 1997 bis 1998 war Fraser Mitglied der Künstlerinitiative Parasite und von 2005 bis 2008 Mitglied der Cooperative Art Gallery Orchard, New York. Sie unterrichtete an zahlreichen internationalen Institutionen, darunter das Maine College of Art, das Vermont College, die Columbia University School of the Arts, das Center for Curatorial Studies Bard College in Annandale-on-Hudson, die University of California (UCLA), Los Angeles in den USA und die Leuphana Universität Lüneburg, Deutschland. Sie nahm 1993 am Österreichischen Pavillon auf der 45. Biennale di Venezia und 1998 an der 24. Biennale von São Paolo teil. 2013 erhielt sie den Wolfgang-Hahn-Preis der Gesellschaft für Moderne Kunst im Museum Ludwig in Köln. 2016 wurde sie mit dem Oskar-Kokoschka-Preis der österreichischen Bundesregierung ausgezeichnet. Neben zahlreichen internationalen Einzelausstellungen und ihrer Teilnahme an Gruppenausstellungen widmeten ihr 2013 das Museum Ludwig Köln und 2015 das Museum der Moderne Salzburg, 2016 das Museum für Zeitgenössische Kunst Barcelona (MACBA) und das Universitätsmuseum für Zeitgenössische Kunst MUAC UNAM der Autonomen Universität von Mexiko-Stadt Retrospektiven. Andrea Fraser lebt und arbeitet in New York.
Frasers künstlerische Ansätze werden der feministischen Performance-Tradition und Institutionskritik zugeordnet. In ihren Arbeiten, Performances, Installationen und Videos, analysiert sie die Funktionen von Kunst und Kunstbetrieb aus soziologischen, psychoanalytischen und feministischen Perspektiven. Kunstinstitutionen werden als Orte von verdeckten gesellschaftlichen Konflikten analysiert, die Fraser in ihrer Arbeit offen legt. 1986 trat sie erstmals in der Persona der Kunstvermittlerin Jane Castleton mit "Damaged Goods Gallery Talk Starts Here" als Beitrag zur Ausstellung "Damaged Goods" am New Museum of Contemporary Art in New York auf. In diesem und weiteren Museums-Tour-Performances untersuchte sie die Geschichte, Funktion und Praxis von Kunstinstitutionen sowie die Rolle der weiblichen Volontärin. Mit "May I Help You?" (1991), einer Zusammenarbeit mit Allan McCollum, tritt die Person Fraser in den Hintergrund, die von ihr zusammengestellten Aussagen werden von Schauspieler:innen präsentiert. In den folgenden Audioarbeiten im Rahmen der Whitney Biennial, New York und ihrem Beitrag zum österreichischen Pavillon auf der Biennale di Venezia 1993 thematisierte sie die Diskurse der Kurator:innen, Kommissäre sowie der Besucher:innen und zeigt so u. a. Konflikte um kulturelle Dominanz auf. Frasers Ansatz verlagerte sich zunehmend von der Live-Performance vor Besucher:innen zur Analyse der oft nicht sichtbaren Funktionen und Leistungen der Kunstinstitutionen. Sie konzentrierte sich insbesondere auf Betriebsabläufe von Institutionen in Bezug auf ihr Publikum und produzierte 1993 vier "Preliminary Prospectuses", in denen sie eine Reihe von Kunst-"Services" anbot. Die erste Anwendung erfuhr dieser Ansatz der Institutionsanalyse in ihrer Arbeit "Ein Projekt in zwei Phasen" (1994-95) im Vorfeld der Eröffnung des Ausstellungshauses der Generali Foundation 1995 in Wien. Seit 2001 rückte Fraser sich wieder selbst als Darstellerin in einer Reihe von körperbetonten Performances und Videoinstallationen in den Mittelpunkt. (Monika Vykoukal)
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