Private 'Public' Space: The Corporate Atrium Garden

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© Generali Foundation Collection—Permanent Loan to the Museum der Moderne Salzburg

Dan Graham und | and Robin Hurst

Private 'Public' Space: The Corporate Atrium Garden, 1987

Photo montage black-and-white and color photographs, photographically reproduced texts, mounted on cardboard, 101.6 x 76.2 cm, framed 104 x 78 cm

GF0001828.02.0-1997

Artwork text

Tafel 2 Ford Foundation Building Mit dem Ford Foundation Building, 1963-1967, entworfen vom Architekten Kevin Roche, wurde das erste Mal ein privates Gebäude mit öffent-lich zugänglichem Atrium errichtet, das sich ”in das städtische Umfeld einfügen” (Roche) und den Schaden rückgängig machen sollte, den die Büro-Hochhäuser aus Glas und Stahl der Nachkriegszeit angerichtet hatten. Die leeren Straßenschluchten waren nachts zum Mekka von Ver-brechern geworden. Das Herz der Ford Foundation ist der Park im Atrium. Da das Dach und die offene Seite des ”C” mit Glas gedeckt wurde, entstand ein großer Gartenhof. ”Jeder Büroraum öffnet sich mit einer Schiebetüre auf den Park hinaus”, die ihn allgemein zugänglich macht und so ”ein Wohlgefühl entstehen lässt.” (Roche) Das Atrium ist ein Raum, der allen gemeinsam ist, um zu entspannen, Essenspause zu halten, zu meditieren bei gutem und schlechtem Wetter. So können ”die Angestellten einander bewusst sein, Ziele und Anliegen teilen.” (Roche). Die meisten Büros über dem Erdgeschoß blicken auf das Atrium, aber auch, über den offenen Raum hinweg, auf die Glaswände der Büros gegenüber. Von der Cafeteria im 10. Stock sieht man übers Atrium hinweg direkt ins Büro des Präsidenten. Der Park des Atriums zeugt von einem bedach-ten Umgang mit der Umwelt. Auf zwei Schildern in der Nähe des zentralen Wasserbeckens steht: ”Der auf dem Gebäudedach gesammelte Regen und das Kondenswasser der Glasscheiben werden in einer Zisterne aufbewahrt, die das Becken speist und den Garten wässert. So bleibt auch in Trockenzeiten der Garten grün, ohne dass die Vorräte der Stadt beansprucht würden.” Diese ökologische Mahnung erinnert an die Wasserknappheit der jüngsten Vergangenheit. Verschiedene architektonische Elemente des Gebäudes werden durch eine einheitliche Pflasterung verbunden, so die Auffahrt an der 43rd Street, dann im Gebäudeinnern die Treppen und Gänge, die Stützmauern und der Boden des Wasserbeckens. Die glasierten Backsteine sind überall in Ost-West-Richtung ausgelegt, ihre braune Farbe ähnelt jener der benachbarten Häuser der 42nd Street. Die gestufte Anordnung der Büro-Glaskästen, die die Nord- und die Südseite des Innenhofes überragen, wird von den Terrassen des Gartens unter dem Straßenniveau umgekehrt gespiegelt. Die Backstein-Terrassen suggerieren die geologischen Formationen der natürlichen Landschaft der Stadt und vermitteln das Gefälle des Geländes von der höher gelegenen 43rd Street zur 42nd Street. Sie bezie-hen sich auch umgekehrt auf das Zickzack-Muster der Skyline von Manhattan. Hier artikuliert sich die Stufung der Fassade nicht an der Außen-seite, auf die Straße hin, sondern im Innern des Gebäudes. Sie bezieht sich so enger auf die bestehenden Straßenzüge und die niedrigen Stufungen der Fassaden der benachbarten städtischen Tudor-Appartmenthäuser. Die wandhohen Glasfenster der Bibliothek an der Westseite sind von Corten-Balken gerahmt. Die Wasserhähne, die Gitter der Ventilatoren und die Handläufe der Treppen, ebenso wie die an der Fassade sichtbare Tragstruktur sind alle aus demselben verwitterten Stahl. Die Popularität von Corten in den späten sechziger Jahren kontrastiert mit den zuvor allgegenwärtigen Kunststoff- und Blechprofilen. Wie Holz wirkt es ”rusti-kal”, es akzeptiert, ja integriert den natürlichen Alterungsprozess als Teil des Lebenszyklus; es versucht nicht, die Umgebung zu beherrschen, oder daraus eine neue, bessere Welt zu machen ”durch das Wunder der Chemie”. Cortens plötzliche Beliebtheit in den späten Sechzigern schien die Vorstellung in Frage zu stellen, dass Architektur und technischer Fortschritt gekoppelt seien, dass Architektur von den neuen Mate-rialien der industriellen Forschung abhinge – was bis vor kurzem dazu geführt hatte, dass Bauten und Materialien angesichts der neueren Entwicklung jeweils sofort überholt wirkten. Im dekorativen Entwurf des Atriums vermischen sich das Braun des Corten mit dem rötlich-braunen Schimmer der Backstein-Pflasterung und setzt einen leisen Kontrast zum üppigen Grün des Laubes. Die einzige Abweichung vom erholsamen Braun und Grün ist das delikate Weiß der blühenden Gardenien. Der Landschaftsarchitekt Dan Kiley benutzt Bodendecker, wie sie in den Parks New Yorks gängig sind, Efeu und heimische Bäume. Zur Linken des Treppenlaufs steht ein hoher Backsteintrog, gefüllt mit Schefflera. Den Rändern entlang wurde eine Mischung aus Ficus, niedri-gen Sträuchern, den Boden bedeckendem Englischem und Schwedischem Efeu und Farn gepflanzt. Darüber, der westlichen Innenseite des 10. Stockwerks entlang, wird zwischen den Stangen des Balkongitters das grüne Laub einer kleinen Baumreihe sichtbar. Ein Echo auf das grüne Blattwerk des Bodens, evozieren die Bäume den antiken Topos der hängenden Gärten. Unten, am tiefsten Punkt des Atriums, in der Mitte des mit Münzen bedeckten Beckens blüht eine weiße Calla. Das Plätschern der Fontäne an die Wände der Backsteintröge beherrscht das Atrium, das Rauschen des Straßenverkehrs ist nur gedämpft hörbar. Der süße Duft einer Garde-nie und das Plätschern des Wassers lassen einen Ort sinnlicher und auditiver Konzentration entstehen – eine Oase inmitten der Stadt. Wenn man an der Nordseite des Beckens sitzt, sieht man nach Süden über buschigen, fedrigen Farn hinweg auf das Straßenniveau, durch die Fensterfront hindurch hinauf auf die über dreißig Stockwerke des Woodstock Court, ein mächtiger Backstein- und Gusseisen-Bau, der an der gegenüberliegenden Straßenseite aufragt. Direkt über dem großen Wasserbecken öffnen sich drei Reihen von Dachluken zum Himmel, recht-eckige Ausschnitte an den vier Ecken der Pfeiler aus Granit. Dann – der Himmel, die große Curtain Wall zur Linken, Bäume, und schließlich die riesigen weißen Buchstaben auf den Dächern der Tudor City.

Lending history
2014 Vienna, AT, Kunsthalle 2005 Munich, DE, Haus der Kunst