Alien Flag Drawings

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© Sammlung Generali Foundation - Dauerleihgabe am Museum der Moderne Salzburg, Foto: Rainer Iglar

Yinka Shonibare

Alien Flag Drawings, 2011

Installation 24 Zeichnungen und Collagen auf Papier, Tinte, Baumwollstoff mit Dutch-Wax-Batikdruck, gefundenes Papier, 22-Karat-Blattgold, à ca. 54 x 74,5 cm, gerahmt à 76 x 95 cm Gesamtdimensionen: ca. 310 × 580 cm cm

GF0031834.00.0-2021

Werktext

Die Sammlung Generali Foundation besitzt mit Alien Flag Drawings, 2011 eine großformatige 24-teilige Wandinstallation, in der Shonibare die Problematik der Migration des 21. Jahrhunderts anspricht. Er hält die Ereignisse des Jahres 2001 rund um mehr als 400 Bootsflüchtlinge wach, die im August auf ihrer Fahrt von Indonesien nach Australien in akute Seenot gerieten. Sie wurden zwar auf das norwegische Containerschiff Tampa gerettet, aber dann verweigerten australische Behörden ein Anlegen des Schiffes an Land und den Flüchtlingen die humanitäre Aufnahme, sowie alle sonstigen Versorgungsmaßnahmen, wie medizinische Hilfe. Eine humanitäre Katstrophe bahnte sich an, denn nicht einmal das australische Roten Kreuz durfte an Board. Drei Länder gerieten in Streit über das Schicksal der Flüchtlinge: Australien, Indonesien und Norwegen. Australien entsandte eine schwer bewaffnete Militäreinheit, mit dem Auftrag die Tampa zu kapern. Ihr Kapitän, Arne Rinnan, bewies Zivilcourrage. In Übereinstimmung mit seiner Reederei, blieb er dabei, die Flüchtlinge in Australien abzusetzen, andernfalls würden das Seerecht und Uno-Konventionen gebrochen. Eine breite mediale Diskussion kam in Gang und sorgte in den internationalen Medien für Schlagzeilen. Das Schicksal der Flüchtlinge bewegte die Weltöffentlichkeit, aber markierte den Wechsel zu einem harten Kurs der Flüchtlingspolitik Canberras, die der damaligen Regierung unter John Howard zur Wiederwahl verhalf. Letztendlich erklärten sich Neuseeland und der kleine Inselstaat Nauru zur Aufnahme bereit. Da der Tampa als Frachtschiff ein Transport von Menschen nicht erlaubt war, entsandte Australien einen Truppentransporter der Kriegsmarine: die Manoora. Dieses Schiff brachte die Flüchtlinge schließlich nach Papua-Neuguinea, von wo sie nach Nauru und Neuseeland geflogen wurden. Die internationale Berichterstattung über die „Tampa-Affaire“, sowie Standorte von Internierungszentren für Migrant_innen, Passagier_innenlisten von englischen Schiffen mit dem Ziel Australien und Auszüge aus Gerichtsakten der ehemaligen britischen Kolonie verwendete Shonibare als Quellenmaterial für die von ihm selbst angefertigten Zeichnungen und Collagen. Der Künstler gestaltete sie in einer Art Comic-Ästhetik. Flüchtlinge verwandelt er in fiktive Aliens und Science-Fiction-Figuren als Symbole für Xenophobie und das Unbekannte schlechthin, wodurch er den Werken eine böse ironische Note verleiht und gängige Vorurteile konterkariert. Die 24 Zeichnungen und Collagen, unter zusätzlicher Verwendung von Dtuch-Wax-Stoffen und Blattgold sind gleich groß und stecken in massiven schwarzen, gelben und rot lackierten Holzrahmen. Das sind die Farben der Flagge der Ureinwohner_innen Australiens und ein Zeichen der Würdigung der indigenen Bevölkerung. Die Abfolge der einzelnen Arbeiten ist auch farblich genau festgelegt. Die großformatige Wandinstallation bildet als Subtext die Flagge der Aboriginal Australians ab. (Doris Leutgeb)