Projektionsmodell

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© Sammlung Generali Foundation - Dauerleihgabe am Museum der Moderne Salzburg, Foto: Stephan Wyckoff

Ulrike Grossarth

Projektionsmodell, 1989

Lichtbildprojektion (Vierpunktprojektion auf zwei verschiedene Träger), Diapostitiv, 35mm, Farbe, Eisenplatte (1811 Friedrich Krupp 1961 Alfried Krupp von Bohlen und Halbach), Projektionsmodell, Holz, Acrylfarbe, à 15 x 21,5 x 0,6 cm

GF0031538.00.0-2013

Werktext

Das Verständnis davon, was die Verwendung von Projektionen in meiner Arbeit sein könnte, habe ich durch eine Szene im Film Lange Abschiede von Kira Muratova bekommen. In dem Film lebt ein Junge mit seiner Mutter gemeinsam im Zimmer einer kommunalen Wohnung in Moskau, das naturgemäß multifunktional und eng mit Möbeln zugestellt ist. Wenn die Frau abends ausgeht, baut der Junge einen Diaprojektor gegenüber der Zimmertür, die wenigstens eine Freifläche bietet, auf, und schaut sich wechselweise die zwei einzigen Dias, Abbildungen von Vögeln, die er besitzt, an. Die Einfachheit und die Intimität der Szene hat mich kolossal berührt. Sie strahlt eine eigenartige Intensität aus, vielleicht deshalb, weil hier sichtbar wird, wie unter problematischen Bedingungen, mit den einfachsten Mitteln eine Form der Weite und Konzentration erzeugt werden kann. Wenn die Mutter beim Nachhausekommen die Tür aufmacht, verschwindet die Projektionsfläche und der Vorgang ist beendet. Danach habe ich mich gefragt, was ein Projektor eigentlich ist, natürlich auch im übertragenen Sinne. Berührt der Projektor die Wand (Projektionsfläche) entsteht kein Bild. Rückt man aber vom Projektionsträger ab, entsteht ein immer größer werdendes Bild, d.h. also Distanznahme und Abstand erzeugen Faszination und Illusion. Ich begann neben Projektionen von Lichtbildern mit einfachen Lichtzeichen zu arbeiten, die ich im Wohnumfeld auf Wand oder Möbel projizierte um der ,kausalen’ Struktur ein aktives Element, allerdings, als körperlose Form, zuzufügen. (Ulrike Grossarth)