Sunset to Sunrise

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© Sammlung Generali Foundation - Dauerleihgabe am Museum der Moderne Salzburg, Repro: Werner Kaligofsky

Dan Graham

Sunset to Sunrise, 1969

Film, 16mm, Farbe, ohne Ton 4 min 20 sec (Loop) Edition 1/10 + 2 A. P.

GF0003308.00.0-2002

Werktext

Dieser Film wird von einer sich dauernd bewegenden 16mm-Kamera aufgenommen. Sie geht aus von einer Position, in der sie auf die an der Horizontlinie untergehende Sonne gerichtet ist, und bewegt sich aus dieser Stellung in einer langsamen Spirale allmählich aufwärts bis zur Spitze des Himmels. Diese Spirale beschreibt nach und nach das an dieser Stelle gegebene Feld der Oberfläche des Himmels. Am folgenden Morgen wird bei Sonnenaufgang an demselben geografischen Ort eine umgekehrte Spirale in Abwärtsdrehung, von rechts nach links laufend, aufgenommen, die, an der Spitze beginnend, mit einer Einstellung auf die am Horizont aufgehende Sonne endet. Das Licht der Sonne ist gleichzeitig der Punkt, der als Lichtquelle die umgebende 360º- Räumlichkeit definiert, wie er auch die mechanische Erscheinung des Films ermöglicht (das Dokument). Die ”räumliche”, erleuchtete Präsenz ist zugleich auch die Entfernung zwischen der Prä-senz der Kamera und der Präsenz der nächsten Oberfläche (die sich frontal zum Objektiv der Kamera befindet, ihre frontale Ausrichtung in jedem Moment), die das Licht auf den Film in der Kamera zurückwirft. Da die Kamera mit der Hand gehalten wird, reflektiert sie auch die Achse der Körperdrehung um 360º des ausführenden Kameramannes in seiner Beziehung zum ihn umgebenden Raum von 360º, den sie dokumentiert (und den die Aufnahme der Kamera reflektiert). Für den Betrachter, der den Film sieht, wird die ständige Bewegung in der Zeit, die kinästhetisch gelesen werden kann, mit der Identität des Kameramannes in eins gesetzt. (Dan Graham)