Antepartum

JPG\18\kelly_GF0002215.00_007.jpg
© Sammlung Generali Foundation - Dauerleihgabe am Museum der Moderne Salzburg, Foto: Werner Kaligofsky

Mary Kelly

Antepartum, 1973

Video, schwarz-weiß, ohne Ton, transferiert von 8mm Film, 1 min 30 sec Edition 2/5

GF0002215.00.0-2001

Werktext

Im Zuge der ersten vollständigen Präsentation aller Teile von Mary Kellys Post-Partum Dokument wurde im Jahr 1998 in der Generali Foundation Antepartum erstmals öffentlich ausgestellt. Mary Kellys Beschäftigung mit Schwangerschaft, Geburt und der frühkindlichen Entwicklung inkludierte auch dieses filmische Dokument, von der Künstlerin im Zusammenhang mit der Ausstellung ediert und vom originalen 8mm-Film auf Video in einen Loop transferiert. Das Interesse an Schwangerschaft und Geburt und die selbstbewusste Darstellung derselben war für eine im Umfeld der Zweiten Frauenbewegung sozialisierte Generation ein besonderes Anliegen, um private Lebensumstände öffentlich und diskutierbar zu machen. Stan Brakhage Window Water Baby Moving (1959), die Dokumentation der Hausgeburt seiner Tochter, ist eines der ersten Avantgardewerke, das diese weiblichen Tabuzonen durchbricht. Susan Hiller wiederum hat für ihre Arbeit 10 Months (1977-79) täglich das Wachsen ihres Körpers während der Schwangerschaft dokumentiert und mit Tagebuchpassagen kombiniert. Die 90 Sekunden des Filmes fangen Kellys hochschwangeren Bauch in Nahaufnahme ein – zweimal streicht sich die Künstlerin dabei mit beiden Händen sanft über den Bauch – in einer Gestik, die einerseits beschützend wirkt, andererseits aber auch die neuen Körperformen zu erforschen scheint. Die Berührungsgestik ist auch ein bestimmendes ikonografisches Detail der Maria Gravida, wie wir es aus kunsthistorischen Darstellungen der schwangeren Maria kennen. Kellys Darstellung ihrer Schwangerschaft bewegt sich jenseits spektakulärer Details, schildert den Moment in großer Stille und Würde und schuf so in Zusammenhang mit Post-Partum Dokument und Primapara ein umfassendes Dokument weiblicher Lebenszusammenhänge. (Hemma Schmutz)

Leihgeschichte
2004 Bremen, DE, Paula Modersohn-Becker Museum