Vox

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© Sammlung Generali Foundation - Dauerleihgabe am Museum der Moderne Salzburg, Foto: Martin Poltier

Fareed Armaly

Vox, 1994

Multi-media Installation Videoplayer, Videomonitor (SABA), Video, Farbe, Ton, 18 min (Loop), Sockel, cyan-blauer Filz, 600 x 180 cm, Text-Bild Tafel, Offsetdruck auf Papier, kaschiert auf Aluminium, 59 x 41,8 cm Gesamtdimensionen variabel Edition 1/2

GF0000118.00.0-1994

Werktext

"Vox" ist ein Abschnitt einer größer angelegten Arbeit. Mit diesem Teil, der als "Sender" strukturiert ist, werden verschiedene historische Stränge von Fernsehen und Video, in ihrem Verhältnis hinsichtlich der unterschiedlichen Informationsvermittlung in den Privatbereich -- das "Heim" -- erweitert. Aufgegriffen wird das "Heim" als kultureller Aspekt, der in Anbetracht der gegenwärtig aktuellen Themen zur Identifikation und zur Repräsentation dient. Im Gebrauch poltischer Rhetorik und der Medien manifestiert sich die Konstruktion von Identität, ausgeweitet auf den Begriff der Nation. Die Sprecherin trägt während der Dauer der gesamten Ausstellung ein in drei Schritten aktualisiertes Manuskript vor. In der Vortragenden wurde ein Charakter inszeniert, in dem die Informations- und Repräsentationsmechanismen, die in der Rolle einer TV-Nachrichtensprecherin und einer Ansagerin verankert sind, ineinandergreifen. Für diese Rolle wurde eine 12-jährige Synchronsprecherin gewählt. Das "Abbild eines jungen Mädchens" ist ein Vehikel, das von kulturellen Konventionen und Medienstrategien gleichermaßen geprägt ist. Für "Vox" wurde das Abbild benutzt, um seine komplexe, unstete Zeichenhaftigkeit zu transportieren, wobei die Stimme das Spannungsverhältnis zwischen "vox humana" und "vox angelica" verkörpert. Der gelesene Text ist eine Zusammenstellung von Zitaten, die aktuellen Reden deutscher Politiker entnommen wurden. Jede dieser Reden repräsentiert die von Partei zu Partei unterschiedlichen Perspektiven und Definitionen dessen, was Deutschland "ist", sein "sollte" oder "könnte". Der schärfere Tonfall der Reden ist auf den sich anbahnenden Wahlkampf zur Bundestagswahl 1994 zurückzuführen. In den Wahlreden werden die Grundhaltungen der jeweiligen Partei auf eine Weise komprimiert, dass deren Form der Präsentation zum Instrument der Beeinflussung gemacht wird. Durch die Rederhetorik werden die Interessen des individuellen, "häuslichen" Umfelds auf die der Heimat -- im Sinne von Nation -- übertragen und damit gleichgesetzt. Die sechs größten bundesweiten Parteien (CDU, SPD, FDP, Bündnis 90/Grüne, PDS, REP) sind jeweils durch eine Rede eines Mitgliedes repräsentiert. Jeder von ihnen bekleidet ein offizielles Amt, sie sind Mitglieder des Deutschen Bundestages -- mit der Ausnahme des REP-Vertreters, er ist Mitglied des Europaparlaments.

Leihgeschichte
2005 München, DE, Haus der Kunst 2005 Rotterdam, NL, TENT. Platform voor hedendaagse kunst