vivências
Lebenserfahrung

  • 06_2000_3_vivencias_grhalle05-minujin Ausstellungsansicht: vivências / Lebenserfahrung, © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky
  • 05_2000_3_vivencias_grhalle04-minujin Ausstellungsansicht: vivências / Lebenserfahrung, © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky
  • 03_2000_3_vivencias_grhalle01-clark Ausstellungsansicht: vivências / Lebenserfahrung, © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky
  • 07_2000_3_vivencias_grhalleseite01-lublin Ausstellungsansicht: vivências / Lebenserfahrung, © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky
  • 08_2000_3_vivencias_grhalleseite02-mendieta Ausstellungsansicht: vivências / Lebenserfahrung, © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky
  • 13_2000_3_vivencias_klhalle04-oiticica Ausstellungsansicht: vivências / Lebenserfahrung, © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky
  • 19e_vivencias_13 Ausstellungsansicht: vivências / Lebenserfahrung, © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky
  • 19h_vivencias_11 Ausstellungsansicht: vivências / Lebenserfahrung, © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky
    15.09. bis 22.12.2000
    Kuratorin: Sabine Breitwieser
    Beratung: Guy Brett
    Kuratorische Assistenz, Ausstellungsproduktion: Hemma Schmutz

    Mit freundlicher Unterstützung von
    Das Triest
    Schmitzer, Dach und Bau GMBH
    Instituto Cervantes: Spanisches Kulturinstitut

    Werke von Luis Camnitzer, Lygia Clark, Alberto Greco, David Lamelas, Lea Lublin, Cildo Meireles, Ana Mendieta, Marta Minujin, Helio Oiticica.

    Vivencias, der dem Portugiesischen entnommene Titel der Ausstellung, versuchte mit einem Wort die spezifische Verdichtung von Kunst und Leben in Werken von Künstler:innen aus Lateinamerika in den 1960er und 1970er Jahren zu fassen. Diese standen in einem intensiven Austausch mit Kolleg:innen und Kunstbewegungen in Europa und Nordamerika. In den 1960er Jahren aber trat nach einer Phase der Verarbeitung der modernistischen Kunstauffassung der westlichen Metropolen die Auseinandersetzung mit den lokalen Lebensbedingungen ins Zentrum. Nicht die Rückwendung zu den eigenen Wurzeln im Sinne von Folklore, sondern die selbstbewusste, mit Aggression aber auch mit Lust vorgetragene Neudefinition der eigenen Kultur bildete die Triebfeder vieler künstlerischer Artikulationen in Film, Musik und Literatur und in der bildenden Kunst.

    Die körperliche, taktile und visuelle Partizipation der Betrachter:innen, die Tendenz zu kollektiven Arbeitsformen und das Engagement für politische, soziale und ethnische Fragen waren Gemeinsamkeiten dieser neuen Kunst. Gängige und billige Materialien kamen zum Einsatz. Gleichzeitig wurden im internationalen Vergleich relativ früh die gerade neu aufgekommenen elektronischen Massenmedien verwendet und reflektiert. All dies hatte eine Demokratisierung und Rückführung der Kunst ins tägliche Leben zum Ziel. Die Künstler:innen verstanden sich als Vermittler:innen und manchmal auch als Erzieher:innen oder gar als Therapeut:innen. Einige schlüpften in die Rolle von Anthropolog:innen, andere wiederum zeigten mit ihrer künstlerischen Aktivität politische Missstände auf.

    Wie war es möglich, diese künstlerischen Vorschläge, zum Teil 20 oder 30 Jahre später, in einen gänzlich anderen gesellschaftlichen und politischen Kontext versetzt, erfahrbar zu machen? In "vivencias" wurde besonders die unmittelbare körperliche Erfahrung und die aktive Teilnahme der Besucher:innen angeregt. Dafür wurden eine Reihe von raumgreifenden Arbeiten rekonstruiert und neu installiert. Diese konnten jenseits einer Musealisierung von historischen Kunstobjekten aktiv benutzt werden. Die Künstler:innen definierten ihre Arbeiten als Ausdruck ihrer eigenen Lebenserfahrung. Die Besucher:innen der Ausstellung wurden angeleitet, die Verbindungen, aber auch die Brüche zu diesen Erfahrungen zu erleben.