The making of

  • 04_1998_1_makingof_grhalle01 Ausstellungsansicht: The making of, © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky
  • 05_1998_1_makingof_grhalleseite01 Ausstellungsansicht: The making of, © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky
  • 06_1998_1_makingof_grhalleseite03 Ausstellungsansicht: The making of, © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky
  • 07_1998_1_makingof_foyer01 Ausstellungsansicht: The making of, © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky
  • 08_1998_1_makingof_klhalle06 Ausstellungsansicht: The making of, © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky
  • 02_1998_1_makingof_grhalle06 Ausstellungsansicht: The making of, © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky
    05.02. bis 12.04.1998
    Organisiert von: Mathias Poledna
    Ausstellungsproduktion: Isabella Marte, Daniela Stern, Nadja Wiesener

    Werke von Simon Leung, Dorit Margreiter, Nils Norman, Mathias Poledna.

    Zu einer Konstante im Ausstellungsprogramm der Generali Foundation gehört die Auseinandersetzung mit projektorientierten künstlerischen Positionen. In diesem Rahmen wurde der Künstler Mathias Poledna eingeladen, eine Ausstellung zu entwickeln. ”The making of” zeichnete entlang einer Reihe von Motiven die Konturen eines alternativen Raums kultureller Produktion. Ausgangspunkt für die künstlerischen Arbeiten war ein Verständnis von Institution als symbolisches Gefüge, in dem sich heterogene und einander überlagernde Vorstellungen von Kultur artikulieren.

    Speziell für die Ausstellung entwickelte Projekte gingen diesen Vorstellungen in Form des Ökonomischen, des Sozialen oder des öffentlichen Erscheinungsbildes exemplarisch nach und ermöglichten damit eine neue Sicht auf die Rohmaterialien gesellschaftlicher Übereinkünfte. In diesem Sinn ließen sich die einzelnen Projekte als provisorische ”Öffnungen” lesen, die in den fenster- und fassadenlosen Ausstellungsraum der Generali Foundation eingelassen sind. Das Spektrum künstlerischer Vorgangsweisen reichte dabei vom Aufzeichnen von Realität bis hin zur Herstellung alternativer oder fiktiver Szenarien. Dabei war die Architektur des in Hinblick auf eine mögliche wirtschaftliche Nutzung gebrauchsneutral konzipierten Ausstellungsraumes eines der Motive, das die verschiedenen Projekte in ein gemeinsames Bezugssystem kritischer Auseinandersetzung stellt.

    Zentrales Element der Ausstellungsgestaltung war die Demontage der Deckenverkleidung des Ausstellungsbereiches. Ihre Freilegung lenkte den Blick auf die gewöhnlich verdeckte Anordnung von Leuchtstoffröhren, Stahlbetonträgern und das darüber liegende Glasdach, die eigentliche ”Außenfassade”. Zugleich ließ der Wegfall der diffusierenden Membrane den Raum in einem anderen, weniger homogenen Licht erscheinen. Im Gegensatz zu vergleichbaren Arbeiten der Institutionskritik der 1970er Jahre funktionierte der Eingriff hier zunächst als Display, das den Rahmen für die einzelnen KünstlerInnenbeiträge absteckt.

    Simon Leungs Beitrag ging vom Immobilienbestand der Generali Gruppe und der damit verbundenen Ökonomie aus. Seine fotografische Bestandsaufnahme der im Besitz des Versicherungskonzerns stehenden Gebäude dokumentierte diese als ”Sammlung”, die einer eigenen Logik der Vermögenssicherung und Verwertung folgt. Die jeweils vor den Gebäuden hockende Figur des Künstlers nahm Bezug auf ”squatting” (hocken) als Klassifikationsmerkmal kultureller Andersartigkeit in der traditionellen Ethnographie; zugleich zeigte sie ein anderes Modell der Inbesitznahme von öffentlichem Raum an.

    Dorit Margreiter entwickelte in ihrer Arbeit den Vorschlag einer im Milieu von Kunstinstitutionen spielenden TV-Vorabend Serie. Das Szenario knüpfte an das in der Generali Foundation vorgefundene Soziotop an und entwarf davon ausgehend eine Reihe fiktiver Charaktere, deren jeweilige Identität, berufliche und private Verflechtungen den erzählerischen Spielraum definieren. In dem in Form eines Trailers präsentierten Serienentwurf schien die grundsätzliche Mediatisierbarkeit sozialer Formationen durch – mit dem Feld Kunst als einem (noch nicht) verwerteten mainstream-kompatiblen Ambiente.

    Nils Normans Projekt behandelte die räumlichen Gegebenheiten als Hülle für eine potentiell realisierbare Umwidmung des Gebäudes in ein (utopisches) Arbeitsmodell. Der Vorschlag einer auf Hydrokultur basierenden Mikrofarm, einer experimentellen Klinik für Lichttherapie, einem Umweltschützer Training und Design Center zusammen mit einem Second Hand Büromöbelladen verwies auf mögliche Leerstellen im ökonomischen Gefüge. Im Rahmen einer ”Hinterhofökonomie” waren die dort auffindbaren emanzipatorischen Potentiale aber immer auch rückgekoppelt an die Transformationen der bestehenden Ordnung in großem Maßstab.

    Der Beitrag von Mathias Poledna ”überblendete” die gegebene institutionelle Struktur mit der Mailänder ”Fondazione Feltrinelli”, einem Archiv und Studienzentrum zur Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung. Das dokumentarische Video verfolgt entlang konstruierter Analogien die mit Historisierungen einhergehenden Ambivalenzen und setzt die von der ”Fondazione” gegenüber dem Politischen beanspruchte wissenschaftliche Autonomie mit der Person ihres Gründers, dem Großverleger Giangiacomo Feltrinelli, einem aktiven Unterstützer der militanten Linken der 1970er Jahre, in Kontrast.

    Teilnehmende KünstlerInnen:

    Simon Leung (geboren 1964),
    Dorit Margreiter (geboren 1967)
    Nils Norman (geboren 1966),
    Mathias Poledna (geboren 1965)