Sammlung
Werke von Dan Graham, Sanja Ivekovic, Hans Haacke, Friedl Kubelka, Harun Farocki.

  • 01_2003_3_sammlung_grhalle01_graham Ausstellungsansicht: Sammlung. Werke von Dan Graham, Sanja Iveković, Hans Haacke, Friedl Kubelka und Harun Farocki., © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky
  • 02_2003_3_sammlung_grhalle03-haacke Ausstellungsansicht: Sammlung. Werke von Dan Graham, Sanja Iveković, Hans Haacke, Friedl Kubelka und Harun Farocki., © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky
  • 03_2003_3_sammlung_grhalleseite08_farocki Ausstellungsansicht: Sammlung. Werke von Dan Graham, Sanja Iveković, Hans Haacke, Friedl Kubelka und Harun Farocki., © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky
  • 04_2003_3_sammlung_grhalleseite01-farocki Ausstellungsansicht: Sammlung. Werke von Dan Graham, Sanja Iveković, Hans Haacke, Friedl Kubelka und Harun Farocki., © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky
  • 05_2003_3_sammlung_grhalleseite06_ivekovic Ausstellungsansicht: Sammlung. Werke von Dan Graham, Sanja Iveković, Hans Haacke, Friedl Kubelka und Harun Farocki., © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky
  • 06_2003_3_sammlung_klhalle02_kubelka Ausstellungsansicht: Sammlung. Werke von Dan Graham, Sanja Iveković, Hans Haacke, Friedl Kubelka und Harun Farocki., © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky
    05.09. bis 21.12.2003
    Kuratorin: Sabine Breitwieser
    Kuratorische Assistenz, Ausstellungsproduktion: Luisa Ziaja

    Seit ihrer Gründung 1988 baut die Generali Foundation kontinuierlich eine Sammlung zeitgenössischer Kunst auf, die 2003 bereits internationales Renommee genoss. Durch die Fokussierung auf künstlerische Positionen in Verbindung mit spezifischen Thematiken bildete sich ein unverwechselbares Profil heraus. Ein wesentliches Charakteristikum ist dabei eine formal wie inhaltlich kritische Herangehensweise an gesellschaftspolitische Themen, die Rolle der Medien, aber auch kunstimmanente Fragestellungen. Die damalige Herbstausstellung war als "Close-Up" der Sammlung Generali Foundation konzipiert und präsentierte Neuankäufe von fünf KünstlerInnen.

    Das Werk des einflussreichen amerikanischen Künstlers Dan Graham (1942, Urbana, USA- 2022 New York, USA) setzt sich in unterschiedlichen Medien mit dem Verhältnis von Individuum und sozialem Raum auseinander. In seinen frühen Filminstallationen untersuchte er die Wahrnehmung von Raum und Zeit sowie das Bewusstsein von Körperlichkeit in medialer Interaktion. "Sunset to Sunrise" (1969), "Binocular Zoom" (1969/70), "Roll" (1970), und "Helix/Spiral" (1973) waren erstmals in Österreich zu sehen und wurden durch die Präsentation von "Body Press" (1970-72) ergänzt. Dieses in einem Glaszylinder aufgenommene Werk markiert eine Schnittstelle zwischen Grahams filmischer und architektonischer Arbeit und befand sich seit 1997 in der Sammlung, in deren Kontext es bereits präsentiert worden war.

    Sanja Ivekovic (1949, Zagreb/CRO, lebt in Zsgreb/CRO) ist eine der ersten explizit feministischen Künstler:innen der ehemaligen Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawiens. In ihren seriellen Fotomontagen "Double Life" (1975), "Tragedy of a Venus" (1975), "Bitter Life" (1975) und "Sweet Life" (1975/76) stellt sie mediale Bilder dialogisch privaten Aufnahmen gegenüber, die Parallelitäten in Körperposen und Requisiten aufweisen. Das verwendete Found-Footage-Material reicht von Werbeanzeigen und Bildern Marilyn Monroes bis zu Zeitungsausschnitten, die einerseits alltägliche Schicksalsschläge und andererseits das glorifizierte Leben der High Society zeigen. Ergänzend zu den Fotomontagen wurden Videoarbeiten der Künstlerin seit Mitte der siebziger Jahre gezeigt, in denen diese als Protagonistin agiert. Sich selbst in den öffentlichen Diskurs einschreibend, macht Ivekovic kollektive gesellschaftliche Verhaltenscodes und deren Ursprung in geschlechtsspezifisch normierten Mustern der Massenmedien sichtbar.

    Hans Haacke (1936, Köln, DE, lebt in New York, USA) versteht seine Kunst als eine Analyse und Reflexion gesellschaftlicher Strukturen. In den späten sechziger und frühen siebziger Jahren führte er eine Reihe von Befragungen der Besucher:innen von Galerien, Museen und anderen Kunstinstitutionen, z.B. der Documenta 5, 1972, durch. Dabei verwendete Haacke, mit Ausnahme zweier Befragungen, einen Fragebogen mit zehn demografischen Fragen nach Alter, Religionszugehörigkeit, Geschlecht, Einkommen etc. sowie zehn Fragen zu damals aktuellen gesellschaftlichen und politischen Problemkreisen. Diesem Muster entsprach auch das im Rahmen der Ausstellung "Directions 3: Eight Artists" im Milwaukee Art Center durchgeführte "Visitors‘ Profile" (1971), das zum ersten Mal präsentiert wurde. Der Fragebogen entspricht zudem jenem, der für eine Einzelausstellung im Guggenheim Museum New York geplant war, die allerdings wegen diesem Projekt und zwei Arbeiten zu New Yorker Immobilienverhältnissen vom damaligen Direktor kurz vor der Eröffnung abgesagt wurde.

    In ihren konzeptuellen Fotografien und Filmen hinterfragt die österreichische Künstlerin Friedl Kubelka (1946, London, UK, lebt in Wien, AT) das (Selbst-)Portrait als Mittel bildlicher Repräsentation. Insbesondere das seit 1972 alle fünf Jahre durchgeführte Projekt der "Jahresportraits" verdeutlicht die persönliche Annäherung an Fragen der Identität und ihrer Konstruktion. Gezeigt wurden "Das erste Jahresportrait" (1972-73) und "Das zweite Jahresportrait" (1977-78) der Künstlerin, sowie das "Tausendteilige Portrait" (1980) ihrer Mutter. Die ab 1968 entstandenen filmischen Arbeiten Kubelkas sind ihren Fotografien entsprechend als Portraitskizzen zu verstehen. Der Prozess des Filmens bzw. Fotografierens selbst wie auch die Verteilung der Positionen vor und hinter der Kamera sind inhärente Thematiken ihrer künstlerischen Praxis. Über die Analyse des Objektes hinausgehend nimmt Kubelka zudem eine formale Untersuchung der Medien Fotografie und Film vor.

    Als kritischer Beobachter politischer und kultureller Entwicklungen machte der deutsche Autorenfilmer Harun Farocki (1944, Novi Jicin, CZ – 2014 Berlin, DE) seit Ende der sechziger Jahre die verborgenen Inhalte medialer Bilder unter deren vielfältigen Codierungen sichtbar. Eine seiner leitenden Fragestellungen war jene nach den Zusammenhängen von Bildproduktion, -distribution und -rezeption. Nachdem Farocki vor dem Hintergrund der kulturrevolutionären Vorstellungen der sechziger Jahre Film zunächst als Mittel politischer Agitation eingesetzt hatte, entwickelte er in der Folge eine filmische Strategie der Montage und gezielten Komposition, die das Bildmedium selbst hinterfragt. Farocki thematisierte dabei ebenso Wechselwirkungen historischer Prozesse und ihrer medialen Repräsentation wie auch die Instrumentalisierung der Kamera als Überwachungs- und Kontrollapparat. Vom "Guerillafilm" "Nicht löschbares Feuer" (1969) über Dokumentarfilme wie "Leben BRD" (1990) bis zu damals jüngeren Produktionen wie "Auge/Maschine 1" (2001) wurde Farockis Œvre in Form eines umfangreichen Videoarchivs und der zwei viel diskutierten Videoinstallationen der Sammlung "Schnittstelle" (1995) und "Ich glaubte Gefangene zu sehen" (2001) gezeigt.