REE MORTON
The Deities Must be Made to Laugh. Werke 1971-1977

  • 2008_2_rm_foyer_01 Ausstellungsansicht: REE MORTON. The Deities Must be Made to Laugh, © Generali Foundation, Foto: Markus Wörgötter
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    12.12.2008 bis 01.03.2009
    Kuratorin: Sabine Folie
    Assistenzkuratorin: Ilse Lafer

    Ree Morton (1936-1977) war eine in Europa nahezu unbekannte amerikanische Künstlerin aus der Generation von Eva Hesse und Paul Thek. Sie forderte in ähnlicher Weise die Konzeptkunst und die Orthodoxie des Minimalismus der 1970er Jahre heraus, indem sie Elemente historischer Kunst, des Rituellen und des Dekor mit der analytischen Strenge einer strukturalen Kartierung des Raums verband. Ihrem Denken lag ein reiches Reservoir an Quellen literarischer, philosophischer und ethnologischer Provenienz zugrunde. Die Generali Foundation widmete der Künstlerin die erste umfassende Retrospektive seit dreißig Jahren und zeigte die erste institutionelle Schau ihrer Werke in Europa.

    Geprägt von strukturalistischen Denkern und Schriftstellern oder deren Vorreitern wie Martin Heidegger, Maurice Merleau-Ponty, Ludwig Wittgenstein, Claude Levi-Strauss, Rudolf Arnheim und Raymond Roussel oder Walter Abish und Architekten wie Christian Norberg-Schulz oder Louis Sullivan war Morton besonders an der Phänomenologie realer und imaginierter Topographien interessiert sowie – ein durchaus zeittypisches Moment – an rituellen Zeichensystemen indigener Kulturen. So sind ihre frühen Arbeiten kartografische Übertragungen literarischer Texte und biografisch gefärbter mentaler Landkarten in räumliche Versuchsanordnungen, die sich auf natürliche und gefundene Materialien stützen, wie Baumstämme oder Äste, kombiniert mit zeichenhaften Markierungen. Als Zeitzeugin eines urbanistischen Modernismus reflektierte sie wie viele andere – Gordon Matta-Clark, Robert Smithson und viele Land-Art-KünstlerInnen – ein besonderes Interesse am Umgang mit dem Verhältnis zwischen Natur und Kultur, zwischen einer Archäologie des Industriezeitalters und dem Rekurs auf sogenannte primitive Bauweisen, namentlich der „Urhütte“.

    Morton unterstrich den Wert intellektuellen Handelns, eines Denkens, das nur in realem Alltags-Handeln wirksam werde. Sie sprach mit dem Philosophen Miguel de Unamuno von der „Methode des vitalisierenden Gedankens“. Mortons Aufzeichnungen stellen eine Form von Handlungsanweisungen an sich selbst dar, mit denen sie sich in einem Prozess der Auseinandersetzung mit Künstler:innen und Denkströmungen zur Präzisierung zwang.

    Ab 1974 wurde ihre Ausdruckweise expressiver: Als Grenzgängerin der Form scheute sie sich nicht vor Ornament, extremer Farbgebung und ungewöhnlichen Materialien. Später kam ein reiches Vokabular aus heraldischen und anderen bildsprachlichen Anleihen dazu. Ihre Installationen wurden regelrecht barocke Bühnenräume. Gleichzeitig inspirierte und beeinflusste Jerzy Grotowski, der damals in Amerika weilende polnische Theaterregisseur und Theoretiker des „armen Theaters“, Morton in Richtung einer Minimalisierung von Effekten im Theatralen und Performativen.

    1977 rief sie sich nach einer Phase der proliferierenden Formen und Farben zu Ordnung und Ernsthaftigkeit auf: „It seems to me that things have to be more serious …“ Ihr Werk Manipulations of the Organic, eine Hommage an Louis Sullivan, war ihr letztes Werk.

    Morton war eine Spätberufene. Den Grund dafür erläutert sie in einem Notizbucheintrag: „Meine Laufbahn begann wohl, als ich drei Jahre alt war und anfing, Ameisenhaufen zu beobachten und Marienkäfer zu retten. Die Folge war eine lange Pause in meiner künstlerischen Entwicklung, denn meine Familie interpretierte das als wissenschaftliches Interesse und ermunterte mich zu einer Ausbildung als Krankenschwester.“ Dem Studium der Kunst, das sie 1968 mit dem BFA und 1970 mit dem MFA abschloss, wandte sich Morton erst 1965, nach der Heirat mit einem Marineoffizier und der Geburt von drei Kindern, zu. Morton starb 40-jährig an den Folgen eines Autounfalls.

    Die Ausstellung in der Generali Foundation in Wien war die erste umfassende Präsentation von rund 40 zentralen Werken der Künstlerin seit der Retrospektive im New Museum in New York 1980. Die Schau sollte dazu beitragen, Mortons so zeittypisch wie zeitlos wirkendes Werk zu würdigen und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.