Der Traum des Publikums:
Theresa Hak Kyung Cha

  • 01_2004_2_cha_grhalle01-exilee Ausstellungsansicht: Der Traum des Publikums: Theresa Hak Kyung Cha, © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky
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    14.05. bis 15.08.2004
    Organisation: University of California Berkeley Art Museum and Pacific Film Archive,
    Kuratorin der Ausstellung in Berkeley:
    Constance Lewallen
    Kuratorin der Ausstellung in Wien:
    Sabine Breitwieser
    Kuratorische Assistenz, Ausstellungsproduktion: Luisa Ziaja

    In einer umfangreichen Retrospektive stellte die Generali Foundation das Werk der koreanisch-amerikanischen Künstlerin Theresa Hak Kyung Cha (1951-1982) erstmals in Wien vor. Damit wurde

    zugleich die damals ausstehende Rezeption dieses einflussreichen, bislang unterrepräsentierten Werkes in Europa eingeleitet. Einige Arbeiten von Cha, darunter eine wichtige Diaprojektion, wurden von der Generali Foundation rekonstruiert und wurden erstmals seit dem frühen Ableben der Künstlerin wieder gezeigt.

    In Korea geboren, emigrierte Theresa Hak Kyung Cha im Alter von 13 Jahren gemeinsam mit ihrer Familie in die USA. Aufgewachsen in San Francisco, studierte sie Ende der 1960er bis Ende der 1970er Jahre an der University of California in Berkeley Vergleichende Literaturwissenschaft und Kunst. Berkeley war zu dieser Zeit nicht nur Schauplatz von Studierendenprotesten gegen den Einsatz US-amerikanischer Truppen in Vietnam - die gesamte Bay Area war auch ein Zentrum für experimentelle Kunst wie Performance und Video.

    Geprägt vom geografischen Exil sowie von der kulturellen und sprachlichen Dislozierung, beschäftigte sich die Künstlerin mit Themen wie Erinnerung und Entfremdung. Das Charakteristische ihrer außergewöhnlich poetischen wie konzeptuellen Werke ist die intensive Auseinandersetzung mit Sprache. Sie betrachtete Sprache als "gemeinsamen Nenner" ihres Interesses an Literatur, Linguistik und Filmsemiologie, als die wichtigste Grundlage ihrer Arbeit. Cha, die fließend drei Sprachen beherrschte, suchte nach "den Wurzeln der Sprache, ehe sie auf der Zungenspitze zur Welt kommen". Das Erlernen von Fremdsprachen nutzte sie über die Funktion eines bloßen Kommunikationsmittels hinaus für die Analyse und das Experimentieren mit "anderen sprachlichen Aspekten".

    Ein Grundmotiv der Arbeit von Cha ist die künstlerische Umsetzung strukturalistischer Sprachtheorien und französischer Filmtheorie, welche sie am Centre d’Etudes Américain du Cinéma in Paris bei Theoretikern wie Christian Metz, Raymond Bellour und Thierry Kuntzel studiert hatte. Filmwissenschaftler:innen ist die Künstlerin durch die von ihr im Jahre 1980 herausgegebene Publikation Apparatus. Cinematographic Apparatus: Selected Writings bekannt, ein Standardwerk mit Texten zur Filmtheorie, das im Mittelteil Commentaire den Beitrag der Künstlerin zu dieser Thematik enthält.

    In unterschiedlichen Medien wie Künstler:innnenbüchern, Mail Art, Performances, Diaprojektionen, Film, Video und Installationen beschäftigte sich Theresa Hak Kyung Cha somit mit Themen, die eng mit ihrer persönlichen Lebenserfahrung verknüpft sind. Ihre vielschichtigen Arbeiten beinhalten kulturelle Referenzen asiatischen, europäischen und amerikanischen Ursprungs. In einzelnen Werken verwendete sie zugleich die koreanische, englische, französische und lateinische Sprache. In Dictée (1982), einem Werk in Buchform, das von Cha zu Lebzeiten noch lektoriert wurde, aber erst nach ihrem Tod erschienen ist, kulminiert diese Praxis.

    Ähnlich sind ihre Videos, Filme und Diaprojektionen konzipiert, aber auch ihre Performances, in die sie als Alternative zum projizierten Bild ein reales dreidimensionales Element einbrachte. Die Performances von Theresa Hak Kyung Cha, die durch die Bewegungen und die Stimme der Künstlerin, durch die gesamte Inszenierung unter Verwendung von multi-medialen Elementen bestimmt waren, sind als besonderes Erlebnis überliefert. In ihrem Text zur Performance A Ble Wail (1975) artikulierte sie, dass sie "der Traum des Publikums" sein möchte.

    In nur einem Jahrzehnt schuf Cha ein bahnbrechendes Werk, dessen Relevanz zum Zeitpunkt der Ausstellung gerade erst entdeckt worden war. Bezeichnend ist die Aktualität, die diesem Werk zugrunde liegt. Migration und die damit einhergehende kulturelle Entfremdung sind zunehmend zum Schicksal zahlloser Menschen auf der ganzen Welt und damit auch zum Thema von Kunstwerken geworden.

    Übernahmestation:
    Fundació Antoni Tàpies, Barcelona, ESP
    27. Januar bis 10. April 2005